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Die Industrialisierung Chinas : zur Washingtoner Konferenz
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Die Industrialisierung Lhiims

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Die Industrialisierung (Lhinas

^ur Washingtoner Aonferenz^) von Dr. Rudolf Brook

ler Hauptberatungsgegenstaud der Washingtoner Konferenz ist, ab­gesehen von der Äorüstungsfrage, die wirtschaftliche Rivalität im Fernen Osten, das heißt in China. Der Kampf um den chinesischen Markt der neben dem südamerikanischen das Hauptabsatzgebiet für die europäischen und japanischen Jndustrieerzeugnisse ist, ist damit in ein neues Stadium getreten. In der Tat ist die chinesische Emfuhr nn steten Wachsen begriffen. Der gesamte direkte chinesische Import steigerte sich von 577 643 803 Taels im Jahre 1918 aus 679 529 544 in 1919 und 799 960 206 in 1920; nach Abzug der Wiederausfuhr blieb eine Netto­einfuhr von

1918 544 893 082 Taels

1919 646 997 681

1920 762 250 230

Den Hauptanteil an dieser Einfuhr behauptete 1920 noch immer Japan, obzwar sein Import von 246,9 Millionen Taels im Jahre 1919 auf 229,1 Mil­lionen in 1920 heruntergegangen war. Außerordentlich zugenommen hat da­gegen der englische Import, der im Jahre 1918 49,8 Millionen Taels, in 1919 64,2 Millionen und 1920 131,3 Millionen Taels betrug. Die Steigerung macht seit 1913 25 Prozent und seit 1919 104 Prozent aus. Ebenso haben die Ver einigten Staaten ihre Einfuhr nach China von 58,6 Millionen Taels auf 110,2 Millionen 1919 und 143,1 Millionen 1920 zu bringen gewußt. Vritisch-Jndien. Niederländisch-Jndicn, die Schweiz, Belgien und Kanada konnten desgleichen ihren Export beträchtlich steigern. Deutschland, das bis 1918 gänzlich aus dem Wettbewerb ausgeschaltet war, hat in kurzer Zeit viel Termin gewonnen: im Jahre 1919 betrug sein ErPort nach China noch die bescheidene Summe von 368 Taels, im Jahre 1920 aber schon 5 732 681 Taels. Damit hatte es bereits Belgien, Frankreich und Holland überflügelt.

Die Vereinigten Staaten machen ganz außerordentliche Anstrengungen, um den chinesischen Markt zu erobern. So haben amerikanische Tabak-, Elettrizitäts-- und Spinnmaschinenwerke Niederlassungen in China gegründet, um in nächster Nähe der chinesischen Kundschaft und mit genauer Berücksichtigung ihrer Wünsche produzieren zu können. Die American Wircleß Company hat sich sogar zur Ge­währung einer Anleihe an die chinesische Regierung verpflichtet, nachdem der Bau von Großfuntstationen beschlossen war.

Neben der Steigerung des chinesischen Importes läuft aber auch eine zu» nehmende auf die Industrialisierung Chinas hinzielende Bewegung, die bereits ansehnliche Erfolge aufzuweisen hat. Die Verarbeitung der Wolle in China selbst hat außerordentlich zugenommen. Nach einem Bericht der China Cotton Association wurden im Jahre 1920 in 35 chinesischen Baumwollspinnereien mit insgesamt 856 934 Spindeln, 1151985 Ballen Baumwolle verarbeitet. In weiteren 28 Spinnereien sind 918 080 Spindeln im Bau, so daß die Zahl der im Betriebe befindlichen Spindeln bald gegen 2V« Millionen betragen wird. Die Produktion des laufenden Jahres wird auf 6 Millionen Ballen zu je 500 Pfund geschätzt. Die Fabriken konnten sehr hohe Dividenden, bis zu 100 Prozent, aus­schütten. Die alten Handwebestühle sind überall im Schwinden begriffen; es werden moderne Webemaschinen eingeführt, die die alten Handgeräte schon zu

^) Die Rolle, die China auf der Washingtoner Konferenz spielt, veranlaßt unS,, nachfolgenden rein wirtschaftlichen Artikel zu bringen. D. Schristl.