Bücherschau
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mcht gekannt hat. Es war eben wirkliche Realpolitik, die ihr Ziel, Aufrechterhaltung des Friedens und der deutschen Großmacht, auch erreichte. Die Schwäche des neuen Kurses sieht Platzhoff nicht darin, daß er mit Bismarcks Politik brach, sondern im Gegenteil epigonenhaft an ihr festhielt, auch unter Verhältnissen, zu denen sie nicht mehr paßte.
Die Wahlschen Studien behandeln den Kulturkampf von der inner-und außenpolitischen Seite, sowie den „Krieg in Sicht"-Artikel von 1875.
Hans Plehns Buch ist vorerst das Klügste und Beste, was zusammenfassend über Bismarcks Außenpolitik geschrieben worden ist. Für deutsche Verhältnisse ist bezeichnend, daß Plehn, der als Engländer zweifellos ein Journalist von großem Rang und Gewicht geworden wäre, nach der Revolution freiwillig aus dem Leben geschieden ist, weil das Vaterland keine Verwendung für diesen feinen Historiker-Politiker gehabt hat.
Kämpfer, Dr. Aug. Her,». War Bismarck ein Genie oder nicht? Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses. Halle a. d. S. 1920.
Kämpfer wendet sich gegen die Bismarck- herabsetzer, die mitdenDeutschtumsverkleinerern und Selbstbezichtigern zumeist eineZunft bilden.
Lange, Hermann. Erinnerungen au deu Alten und seinen Sachscnwald. Richard Muhlmcmn, Verlagsbuchhandlung (Max Große). Halle a.S. 1930. Die zuerst 1903 erschienenen treuen Gc- denkblätter aus dem Forsthaus von Fricdrichsruh werden auch in der neuen Auflage zahlreiche Deutsche erfreuen, denen die letzte große Gestalt unserer politischen Geschichte bis zur Kenntnis seiner Alltäglichkeit hin teuer ist.
Hedwig von Bismarck. Erinnerungen aus dem Leben einer 95 jährigen. Verlagsbuchhandlung Richard Mühlmann. Halle (Saale). 19. Auflage. Diese Erinnerungen einer 93 jährigen, von der Otto von Bismarck einst sagte: „Vor Cousine Hedwig nehme ich den Hut ab!", schaffen uns die Begegnung mit einem Menschen, der sich tapfer und bescheiden, pflichttreu und hilfsbereit, klug und liebevoll, mit Hellem
Blick für das Echte und Schöne und zugleich mit köstlich frischem Humor kcrnhaft durch ein langes Leben kämpfte. Es ist ein wundervolles Buch, das nur Freude macht und das zu besitzen noch mehr bedeutet.
Marcks, Erich. Ostdeutschland in der deutsche» Geschichte. Leipzig, Quelle 6 Meyer, Verlag. Geheftet 4,60 Mark. Unsere Ostmark ist auf der Karte nicht mehr, aber sie bildet sich neu im Herzen unseres Volkes. Dieses geschichtliche Bewußtsein, vorzubilden und zu vertiefen, ist nun auch einem der bedeutendsten lebenden Geschichtschreiber, dem bekannten Bismarck- biographen, Bedürfnis geworden. Seine Gedanken verdienen allgemeine Beachtung.
Ottmar v. Mohl. Fünfzig Jahre Reichs- dienfi. Lebenserinnerungen. Verlag Paul List, Leipzig.
Ein Sohn Roberts v. Mohl, der vom Vater die Einschätzung des eigenen Gewichts geerbt und in verschiedenen hohen, aber mehr dekorativen Stellen des Berliner Hof- und Auswärtigen Dienstes unter Wilhelm I. und II. viel repräsentativen Vordergrund der Politik gesehen hat, veröffentlicht Tagebücher, die als Geschichtsdokument am besten durch Mohls Stellung als Kabinettsekrctär der Kaiserin Augusta und seine dreijährige Tätigkeit als Zeremonienmeister am kaiserlich japanischen Hof charakterisiert werden.
Unsere Marine im Weltkriege und ihr Zusammenvruch. Von Vizeadmiral z. D. Behncke. Verlag Karl Curtius, Berlin. Behncke hat als Nachfolger des durch den Kapp-Putsch unnötigerweise gestürzten Admiral v. Trotha die Leitung der Marine in der gegenwärtigen schweren Zeit übernommen. Wenn man nicht aus dem Ruf, den sich Behncke srüher im Krieg wie im Frieden erworben hat, wüßte, daß er der richtige Mann an dieser Stelle ist, so würde diese schöne Schrift es beweisen. Sie ist ein objektives, doch mit warmem Gefühl geschriebenes Vabe- mecum „na See to", die für die „Grenzboten" immer mit die wichtigste Grenze bleiben wird. Behncke beantwortet knapp und doch vollständig die Fragen: War es notwendig, die Flotte zu bauen? Hat sie uns