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Das Rad der Geschichte :
(Zum 2. September 1920)
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^las Rad der Geschichte

Das alles und noch einiges mehr aber glaubt Frankreich verhindern zu sollen, eine undankbare Aufgabe, bei der es, wenn man nicht die Jahre, sondern die Jahr­zehnte zählt, irgendwann einmal unterliegen muß. Vor allem schon läßt sich die Einpflanzung des französischen Parasiten in die deutsche Wirtschaft nicht durchführen, wenn gleichzeitig diese Wirtschaft gewaltsam verkrüppelt wird. Lebende Körper nehmen beim Stoffwechsel immer nur einen Teil der assimilierten Stoffe zum Aufbau der eigenen Zellen ein, das übrige geht beim Stoffwechsel, imBetriebe" darauf. Nur wenn der Baustoffwechscl Überschüsse liefert, kann der Körper wachsen, hat er Unter­schüsse, so stirbt er ab. Das Ideal der Franzosen, ein riesig gesteigerter Betriebs- stofswechsel Deutschlands unter Abführung aller Bauüberschüsse in den französischen Körper, läßt sich nicht durchführen, weil dabei der arbeitende Körper selber stirbt. Soll unser Betrieb sich steigern, so muß uns auch Wachstum gestattet werden, sonst gibt es keine Überschüsse; und ein Volk, das in Aussterbeftimmung gedrängt wird, ist kein Gedeihen fördernder Nachbar. Außerdem aber wird durch die französische Ost­politik Deutschland früher oder später wieder das Schlachtfeld Europas. Schließlich wird nach dunklen Jahrzehnten voller Qual und Blut Europa wieder einmal wie nach den Zeitaltern Richelieus, Ludwigs XIV. und Napoleons I. zu der Einsicht kommen, daß alle Länder nur dann gedeihen können, wenn im Herzen Europas die deutsche Nation frei und mächtig genug ist, um die Grenzen ihres Volkstums und den Frieden nach Ost und West selbst zu schirmen. Das Verbrechen an Europa, das die französische Revanchepolitik beging, als sie englischen Handelsneid und russischen Ausdehnungsdrang als kriegslustiger Makler zur Einkreisung des deutschen Kaiserreiches zusammenband, das Verbrechen an Europa, das nun die französische Hegemoniesucht fortsetzt, indem sie ein Volk, das ihr zu groß ist, zur erbärmlichen Sklaverei verurteilt und ein zweites Volk, das ihr wahrscheinlich nie wieder dienen würde, nach Asien zurückdrängen will: dies führt mit Notwendigkeit zu Rückschlägen.

Die unfruchtbare, anachronistische Politik der Franzosen macht sie zu unnützen Schädlingen Europas. Europa aber ist zwar arm und unglücklich, aber noch jung und lebensfroh. Es will nicht dulden, daß die Franzosen, die, wenn es ihnen gut geht, keiner leiden mag und die sich als Herren immer unerträglich mifführcn, in ihrer doch recht begrenzten eigenen Leistungsfähigkeit mit Hilfe von Dynamit und ' Negern aus dem schönsten Erdteil eine Teufelsinsel machen. Wir lassen uns selbst in unserer jetzigen Lage doch nicht zu Narren der Weltgeschichte machen. Freilich, die Angelsachsen streichen, wie zur Zeit Ludwigs XIV., der Pompadour und Napoleons I. die Gewinne ein, die ihnen die Unvernunft der französischen Festlandspolitik mühelos zuspielt. Europa ist heute schon weit unbedeutender in der Welt geworden, als es vor hundert Jahren war. Es wird nach dem kommenden Wirrwarr der neuesten fran­zösischen Hegcmonieperiode noch viel blutleerer dastehen. Die Summe der kulturellen und geistigen Energien der Welt wird durch dieses unleidliche französische Zwischen­spiel furchtbar vermindert. Aber etwas bleibt übrig, eine in allem zwar geschwächte, aber durch die Franzosenzeit und ihre Leiden innerlich wieder einmal umgeschmolzene und so Gott will herrlich verjüngte deutsche Nation. Mit ihr läßt sich dann auch für die Welt noch vieles machen. Heute denken wir aber weniger an die Pflichten

und Verheißungen der Weltkultur. Die Geschichte ist wieder politisch, hart und----

national geworden. Von Weimar und Potsdam, vom verödeten Kieler Hafen, aus dem die Engländer eben die letzten Schwimmdocks wegschleppen, von, gemarterten