Beitrag 
Die Tagung für Kriegsbeschädigtenfürsorge in Cöln a. Rh.
Seite
375
Einzelbild herunterladen
 

lvo liegt unser Aoloniallcind?

375

Besonders schwierig wird die Fürsorge fnr diejenigen Kriegsbeschädigten sein, die wegen geistiger Erkrankungen entmündigt werden mußten. Es wird sich empfehlen, die ganze Angelegenheit in die Hand einer Sammeloormundschaft zu legen, nach Art der Berufsvormundschaft für die Jugendlichen. Unter Familie ist in der Familienfürsorge derjenige Personenkreis verstehen, zu dessen Lebensunterhalt der Kriegsbeschädigte wesentlich beigetragen hat. Träger der Familienfürsorge soll nicht die Armenpflege sein, denn diese entrechtet, auch nicht eine Behörde, denn diese muß sich zu sehr abhängig machen von Satzungen. Die Fürsorgeeinrichtung muß ein Mittelding sein zwischen Behörde und Wohl­tätigkeitsverein.

Zu erwähnen wäre noch, daß den zur Tagung Erschienenen Gelegenheit geboten war, Werkstätten und andere Anstalten, die in der Kriegsbeschädigten­fürsorge Vorbildliches leisten, zu besichtigen.

ll)o liegt unser Aolonialland?

von Dr. Larl Jentsch

a Herr Professor l)r. W. M. Becker gerade dieGrenzboten" (Nr. 33) gewählt hat, seine Ansicht über deutsche Kolonialpolitik zu veröffentlichen, so darf ich wohl daran erinnern, daß ich genau dasselbe Programm in derselben Zeitschrift 20 Jahre lang, von 1889 bis 1909, vertreten, auch in Büchern dargelegt und seine Begründung 1905 in dem BüchleinDie Zukunft des deutschen Volkes" zu­sammengefaßt habe, das auf Verlangen des Verlegers Emil Felder, Berlin, 1915 um ein aktuelles Kapitel vermehrt, noch einmal herausgegeben worden ist.

Professor Becker gedenkt des Humanitären Gedankens, mit dem der Leiter des Reichskolonialamts einmal das Streben nach exotischen Kolonien gerecht­fertigt hat. Die Erörterung der Frage, welche Verpflichtungen die Kulturwelt oder die weiße Nasse gegen die Farbigen hat. mag günstigeren Zeiten vor­behalten bleiben. Gar keine Frage aber ist eine Verpflichtung, die dieser Rasse obliegt, sofern sie Christenheit ist. Denn als solche glaubt sie an die Offen­barung, und in dieser ist an das sie symbolisierende Urmenschenpaar das gött­liche Gebot ergangen: wachset und mehret euch, erfüllet die Erde und machet sie euch Untertan. Beherrschung und Vollendung unsers Planeten ist die irdische Aufgabe des Menschengeschlechts, und die höchste Nasse hat die Lösungsarbeit zu leiten. Zu dieser gehört die Hebung der Naturschätze in Ländern, deren Bewohner aus Lässigkeit oder Unfähigkeit der Aufgabe nicht völlig gewachsen sind. Es wäre nun. wenn der Spaß nicht Blut kostete, äußerst spaßhaft, zu