Der deutsche Katholizismus im Weltkrieg
157
Frankreich, so klagt auch heute der Deutsche, der einst geglaubt hatte, der opfervolle Kampf der Völker werde nicht auch gemeinsame wissenschaftliche Arbeit, religiöse Empfindungen dauernd schädigen. Schmerzlich mag solche Erkenntnis sein —, für den aufrechten Mann ist sie der Stachel zu neuer tiefer Versenkung in die Geisteswelt des eigenen Volkes, dem eine Prüfung sondergleichen die Lehre einhämmert, daß sein Leben in allen Ausstrahlungen allein die Frucht der eigenen Arbeit an sich selbst, an seiner geistigen Habe und ihrer Sicherstellung sein kann. Der Weltkrieg wird das politische Bild unseres Erdteils verändern, — er wird aber auch Klüfte geistiger Art zwischen den Völkern auftun, die zu überbrücken oder gar zu schließen erst einer fernen Zukunft vorbehalten sein mag. Hier mit neuen Bemühungen einzusetzen wird die Obliegenheit nicht zuletzt der katholischen Kirche sein, deren verfassungsmäßige Organisation weil kampferprobt, sich auch im Völkerkrieg bewährte: sie wird um ihrer selbst willen eine Annäherung unter den Gegnern von heute anzubahnen suchen. Eben darum zeigt sich auch die hier gewertete Schrift von dem Bewußtsein erfüllt, daß die Wiederherstellung alter, nun zerstörter Gemeinsamkeiten wünschenswert sei, wenngleich sie jetzt dem Angriff der Glaubensgenossen zu begegnen hatte, das Haus des deutschen Volkes gegen den Feind des deutschen Katholizismus und Protestantismus verteidigen mußte und schirmte. Sie nennt einmal das wahnsinnige Buch des französischen Ausschusses eines der traurigsten Dokumente der Kirchengeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts —, sie selbst darf der Deutsche und der Protestant als eine patriotische Tat von Herzen willkommen heißen*).
*) Vergl. auch die Anzeige von E. Tröltsch in der Historischen Zeitschrift Bd. 116 (3. Folge 20. Bd., 1916), S. 117ff. — Verwiesen sei auch für die protestantische Kriegsliteratur auf die inhaltreichen Anzeigen von L. Jhmels im Theologischen Literaturblatt 1916 S. 605 ff., 629ff., 677ff., 1916 S. 81ff.