Der deutsche Katholizismus im Weltkrieg
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Mit Absicht sind diese ernsten Worte von H. Schrörs an die Spitze unserer Mitteilung gestellt, deren Ziel es ist, die Leser der „Grenzboten" auf eine Sammelfchrift aufmerksam zu machen, die immerdar zu den bedeutendsten Erscheinungen der gesamten Kriegsliteratur gehören wird*). Man weiß zur Genüge, wie der Streit der Waffen zu Wafser und zu Lande von einem schier unermeßlichen, unaufhaltsamen Strom von Schriften aller Art begleitet wird, so daß es dem einzelnen längst unmöglich wurde, sie insgesamt auch nur zu übersehen. Nicht allein schreibt wer nur einmal mit einem Feldgrauen gesprochen hat alsbald seine Memoiren, sondern viele andere auch sind bemüht, tiefer zu schürfen, um die furchtbar erregenden Probleme des europäischen und universalen Lebens zu erfassen, zu werten und zu klarer Anschauung zu bringen. Rufer im Kampfe sind sie alle, nicht minder Zeugen jenes Ringens unserer Tage, in denen alte und neue Elemente unseres geistigen Seins und Wirkens ebenso nach Umlagerung drängen wie die Faktoren staatlicher Macht und Machtbetätigung.
Die oben angeführten Sätze sind einer Verteidigungsschrift entnommen, um es gleich zu sagen einer unbedingt notwendigen, da es ein Zeichen der Schwäche gewesen wäre, jene schlechthin widerlichen Angriffe unbeantwortet zu lassen, zu deren Sprachrohr das Lomit.6 eatkoliqus äs propaZariäe ^ranyaisö ü I'6tranMi- sich gemacht hatte. Nur einer Stimmung, für die wir allein die Bezeichnung der hysterischen Kriegspsychose besitzen, können die vergifteten Waffen zweckdienlich erschienen sein, deren die kümmerlichen Skribenten des Pamphlets „l.a Zuerre Hllemanäe et Is catKollLlZme" **) sich bedienten, mögen sie gleich des Schutzes und Segens Sr. Eminenz des Kardinalerzbischofs von Paris sich rühmen. Ihnen war es vorbehalten, den Krieg zwischen Deutschland und Frankreich als einen Religionskrieg hinzustellen, die deutschen Katholiken als abtrünnig vom Glauben ihrer Kirche anzuklagen, auf unser herrliches Volksheer den eklen Geifer fanatisierter Anschuldigungen zu verspritzen. Das männliche deutsche Sprichwort verlangt, daß auf einen, groben Klotz ein grober Keil gehöre —, er ist in der vorliegenden Schrift zugerüstet, so vornehm im Ton, so abhold jedwedem Phrasenschwulst jeder einzelne ihrer Beiträge gehalten ist. Aus der Liebe zum deutschen Vaterland heraus ist sie geboren, aus eifernder Liebe, die darum nicht blinde Leidenschaft ist, sondern mehr denn einmal daran erinnert, daß auch unsere Volksgemeinschaft gleich jeder
*) Deutsche Kultur, Katholizismus und Weltkrieg. Eine Abwehr des Buches l.a Zuerre Memsnäe et le Lattiolioisme. In Verbindung mit G. Briefs, G. I. Ebers, M. von Faulhaber, H. Finke, H, von Grauert, K. Hoeber, F. X. Kiefl, A. Knöpfler, P. LiPPert, I. Maus- bach, A. Meister, K. Muth, A. Pieper, H. Platz, I. Sauer, F. Sawicki, I. Schmidlin, H. Schrörs, W. B. Switalski herausg. von G. Pfeilschifter. Freiburg i. Br., Herder 1916. VI, 494 S. Preis 6 Mk. Das Vorwort unterrichtet darüber, daß Übersetzungen ins Englische, Französische, Holländische, Italienische, Portugiesische und Spanische verbreitet werden sollen.
*") Erschienen in Paris im Verlag von Bloud et Gay 1916, dazu ein Album Nr. 1. vocuments pKoto^rÄpKiques illustrant 1a conäuite respeotive 6es armees sllemanäe« et krsnsaises a l'^arä cle l'^liss Latnolique.