Briefwechsel von Gustav Freytag mit Graf und Gräfin Baudissin 51
Der Herzog ein ernster Mann, nicht ohne Geschick für Geschäfte, ist zum äußersten entschlossen, und es wird ihn. wie seine Vertrauten sagen, wenig kümmern, ob hinter ihm die deutschen Fürstenstühle verbrennen, wenn er dadurch in Schloß Gottorff eingeführt werden kann. Aber zwischen dem Willen Alles zu wagen und der Fähigkeit, kühn den richtigen Moment zu fassen, ist ein großer Unterschied.
Den größten Einfluß hat Samwer. Er ist vortrefflich in correcten kleinen diplomatischen Mitteln, aber trotz seiner innern Leidenschaftlichkeit, die ihn in den ersten Tagen mit schnellem Uebergange aus Thränen in Jubel versetzte, ist er für ein festes entschlossenes Draufgehn nicht gemacht. Ueberreich an Erwägungen und Bedenklichkeiten, übermäßigen Werth auf die Formen und diplomatische Seite der Sache legt, voll ewiger banger Furcht, daß der Herzog sich durch zu enges Anschließen an die Volkswünsche compromittiren könnte, plagt, hetzt er sich und andre aus einer Stimmung und einem Plan zu einem andern.
Und mir scheint trotz seiner angestrengten 4 wöchentlichen Arbeit sind die Hauptsachen nicht gethan. Noch hat die Regierung nicht einmal das Geld, die ersten Anzahlungen auf einen Waffenkauf zu machen. Der Augustenburger hätte in den ersten Tagen auf seine Güter einige 100 000 THIr. aufnehmen können, das ist nicht geschehen, der neue Herzog kam hierher, nachdem er ewige Jahre als stiller Prätendent in Dolzig gesessen, ohne jeden Plan für eine militärische Organisation, ohne einen Commandeur in Petto zu haben, und man fing durchaus mit Nichts an.
Oberst Duvlat, der die militärische Seite vertritt, ist ein sehr guter, verstandiger, lieber Mann, aber von einem Organisateur. Führer, festen Techniker hat er gar nichts. Und ehe man sich entschloß, wie man sich zu den Comitis . Sammlungen stellen, ob freiwillige u. wie, Uniform 2c. vergingen Wochen.
. ^ ^n Gewehr, u. außer zwanzig Probeuniformen, die ,un.5n °^z"M"gen habe, noch gar nichts. Als den Plan Käppis an- Willen "t^' ^" P^betornister. General Stutternheim war gegen Duplats "5 ^ Hm. noch nicht abgeschlossen. Aber man weiß keinen Andern, der bereit sein würde.
D:ese Mängel werden zum Theil ergänzt durch Edelsheim. Der Badner d N?l?^^' ^ ^ rücksichtsloses Vorgehen, Roggenb. hat auch
me ^ad:schen Militärkräfte, soweit si? abgeben können, für Formation u. Ausrüstung des Heeres zur Disposition gestellt. Magazine. Sammelorte zum Ein- exercnen der Unteroffiziere :c.
Unterdeß drängt die Zeit. Dienstag kommen die Stände in Altona zusammen, proclamiren den Herzog, Mittwoch ist große Volksversammlung in Elmshorn. procl. den Herzog. Vielen Holsteinern scheint, daß dies der richtige Moment sei, wo der Herzog, unmittelbar hinter den Sachsen, sein Land betreten müsse. Die Politik gegen die Bundescommissare ist besprochen, die
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