Grundlagen des Imperialismus
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Beseitigung innerer Wirren und die innere Befestigung waren erst im neunzehnten Jahrhundert vollzogen worden. In diesem Jahrhundert wurden auch erst Technik und Weltverkehr so weit entwickelt, daß — bei gleichzeitiger Bevölkerungszunahme, die den Blick der Staatsmänner wieder nach außen richtete,— die bisher unberührt gebliebenen Teile der Erde erreichbar gemacht und erschlossen werden konnten. So konnte erst in diesem Jahrhundert der Wettbewerb um die Erlangung möglichst weiter Gebiete, die keiner zivilisierten Macht unterstanden, entstehen; denn erst jetzt wurde der Zeitpunkt der völligen Aufteilung freier Länder in menschliche Berechnung gerückt. Hierzu kam, gebieterisch Ausdehnung fordernd, die außerordentliche kapitalistische und industrielle Entwicklung — die Weltwirtschaft — des neunzehnten Jahrhunderts, die neuer Absatzgebiete bedürfte, die neue Rohstoffe aus fernen, aber in ihrer Entwicklung gesicherten Ländern in immer steigendem Maße heranziehen mußte. Und schließlich drängten die im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts immer mehr hervortretenden Rassen- gegensütze die einzelnen Völker ihre Machtgebiete möglichst stark und umfangreich zu sichern, bevor sie durch den Zugriff von Nebenbuhlern daran gehindert wurden. — Das Zusammentreffen dieser verschiedenen Erscheinungen im neunzehnten Jahrhundert muß der Anlaß für die Entstehung der imperialistischen Bewegung gewesen sein, die zunächst dort am frühesten einsetzte, wo sie die günstigsten Vorbedingungen fand — in England — und dann weiter auf die andern großen Nationen übergriff.
' Aber das sind — wenn auch wichtige — Einzelheiten, über die Meinungsverschiedenheiten wohl möglich sind. Von überragender Bedeutung jedoch ist die Erkenntnis, die aus der Betrachtung der Grundlagen des Imperialismus gewonnen werden soll: daß der Imperialismus eine innere Notwendigkeit, das Zeichen unserer Zeit ist und sie beherrscht, ebenso wie der dynastische Gedanke das achtzehnte und auch schon das siebzehnte, und der nationale Gedanke das neunzehnte Jahrhundert beherrschten. Und ebenso wie die Völker aus der Reihe der Großmächte ausgeschieden worden sind, die sich in jenen Zeiten nicht mit ganzer, voller Kraft dynastischen und nationalen Zielen Hingaben, so werden heutigen Tages die Nationen erdrosselt und erdrückt werden, die nicht ihr Alles daran setzen, ihren Machtbereich soweit zu vergrößern, wie es nur möglich ist.