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Krupp
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Krupp

Die aber gegenwärtig um sie kämpfen sind nicht Aristokratie und Demokratie, wie uns von Parteigängern uud Gelehrten gesagt wird, sondern Großkapital, Nation und Monarchie. Aristokratie und Demokratie sind Schlagworte geworden, jenes zur Befriedigung eines mehr persönlichen ästhetischen Bedürfnisses, dieses um die Massen zu gewinnen oder um ängstliche Gemüter zu schrecken. Vielleicht, daß beide auch politisch wieder einmal zu Ehren kommen; einstweilen steht die Verteilung der materiellen Güter noch so im Vordergrunde des Inter­esses, daß es nicht ästhetische, sondern rein materielle Gesichtspunkte sein müssen, nach denen die Kämpfe um die Macht ausgesochten werden.

Betrachten wir den Fall Krupp von dieser Seite, so werden wir das Geschäftsgebaren der Kanonenfirma mit der allgemeinen Entwicklungstendenz im Einklang finden. Für sie ist die Welt in erster Linie Markt und seit sie in aller Welt Konkurrenz gefunden, auch die moderne Arena, auf der sich alle Kräfte, körperliche, geistige und moralische, frei tummeln können. Die Tendenz führt über die staatlichen und nationalen Grenzen hinaus; ihr einziger sichtbarer Maßstab ist ein internationaler Wert: das Gold. Die Menge des im Kampfe gewonnenen Goldes aber ist auch der einzige Wertmesser für den Grad der Leistungsfähigkeit und es will mir, rein vom Standpunkt der kapitalistischen Entwicklung aufgefaßt, nichts natürlicher scheinen, als wenn in dem allgemeinen Wettstreit eine so gewaltige Organisation wie die von Krupp nun auch danach trachtet, sich den Staat, in dessen Schutz sie erstarkt ist, vollständig unterzuordnen: bewußt durch Einflußnahme auf die Politik des Staates, unbewußt durch Zersetzung der staatlichen Organe beim Kampf um den inneren Markt. Man fühlt sich stärker und damit berechtigter als der Staat und überschätzt die eigene Bedeutung für die Nation, die folgerichtig in erster Linie auch als Markt (Konsument) gewertet wird. Man geht aber in solcher Überhebung um so weiter, je mehr man die Abhängigkeit der Staaten vom Gelde kennt und je mehr man gewahr wird, welche Anstrengungen von seiten aller Staaten gemacht werden, um das Privatkapital an sich zu ziehen und es bei sich fest zu halten. G, Lleinoiv