68
Schon wieder ein Gegner der inneren Kolonisation
Erwägt man, daß gerade jetzt wieder sehr bedeutende Summen für die Fortsetzung der kolonisatorischen Tätigkeit der Ansiedlungskommission und für die Förderung der Kolonisation in den anderen Landesteilen gefordert werden, so ist es geboten, zu dem eigenartigen Aufsatz des Herrn von Chlapowski Stellung zu nehmen.
Seinen Ausführungen ist aber in keiner wesentlichen Richtung beizutreten; wohl aber sind sie geeignet, die öffentliche Meinung irre zu führen.
Der Verfasser ermittelt (I) die Selbstkosten der Ansiedlungskommission — außer dem Kaufpreis — an Wirtschaftszuschüssen, Meliorationen, Vorflut- regulierungen, Wege- und Brückenbauten, Zinsverlusten und Kosten der Freijahre") für die Stelle durchschnittlich auf 8630 Mark, denen an Baukosten, die der einzelne Ansiedler aufzubringen hat, 600 Mark für den Hektar, bei einer Stelle von IS Hektar also 9000 Mark hinzuträten. Danach wäre jede Stelle von vornherein mit 17630 Mark belastet, ganz abgesehen von den Kosten des Landerwerbs.
Sodann bespricht er ausführlich (II) die Bodenpreisfrage und das reißende Steigen der Preise seit 1902, ebenso erörtert er die Behauptung, die Preissteigerung sei eine Folge der Konkurrenz auf dem Grundstücksmarkt und ein Ausfluß des sogenannten Kampfes um den Boden. Die Nichtigkeit dieser Behauptung bestreitet er im allgemeinen, indem er die Tätigkeit der polnischen Parzellierungsinstitute und die Landerwerbungen polnischer Großgrundbesitzer als für die Bodenpreisfrage wenig erheblich hinstellt, wenn er auch ihre preistreibende Wirkung nicht völlig verneint (Seite 279, 291).
Nach dem Tiefstand der Landwirtschaft in den achtziger und Anfang der neunziger Jahre sei durch das Zusammenwirken verschiedener wirtschaftlicher Kräfte als: der besseren Konjunktur, des Ausbaues der Verkehrsmittel, der Fortschritte der Landeskultur überhaupt, der besseren Betriebsweise, der Entwicklung der landwirtschaftlichen Technik, nicht zum mindesten der großen „Investitionen" seitens der Privatbesitzer, ein mächtiger Umschwung zum Besseren eingetreten, der die Landwirtschaft Posens allmählich auf ein sehr hohes „Niveau" gebracht habe. Zum Beweise werden die Reinerträge von vier Rittergütern aus einer Reihe von Jahren mitgeteilt, auf die der Verfasser offenbar hohen Wert legt. Diese vier Güter bringen danach seit einer Reihe von Iahren steigende Reinerträge, die sich für den Hektar für das letzte Jahr auf 210,79 Mark und 197,09 Mark (1909/10). 146.00 Mark (1910/11) und 269.81 Mark (1911/12) belaufen.
Aus allem diesem folgert der Verfasser (Seite 290). daß die Rentabilität des landwirtschaftlich genutzten Bodens sehr erheblich zugenommen habe. Während früher Neinerträge von 40 Mark für den Hektar als befriedigend
*) Verfasser spricht von drei Freijahren, solche werden aber nur Landfremden bewilligt; sonst gibt es nur eins oder zwei, nicht selten auch gar keins.