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Fürstliche Gegner Bismarcks im Kampf um den Krieg 1866 an der Hand von teilweise unveröffentlichten politischen Korrespondenzen dargestellt
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Fürstliche Gegner Bismarcks

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vielfache Gnade in den Ruhestand übergehen würde, auch dann, wenn mit meinem Verbleiben im Dienste keine Nachteile für Eure Majestät verbundeil wären, um wie viel mehr also, wenn mein Rücktritt für König und Vaterland irgendwelchen Nutzen bringen könnte.

Ich sehe aber keine Möglichkeit, daß irgendein anderer Minister Eurer Majestät irgendeine andere Politik als die bisher verfolgte und in dem Conseil vom 28. Februar genehmigte, mit Ehren anraten könnte, denn diese Politik ist von jeder Parteifärbung unabhängig, nur durch Preußens Interesse geboten, durch die Situation unvermeidlich gemacht. Wenn der Herzog von Koburg eine andere Politik, wie sie den Wiener Vorschriften zufagt. empfiehlt, so hebe ich ehrfurchtsvoll hervor, daß derselbe Herr seit vier Jahren alles empfohlen hat. was den monarchischen Interessen und insbesondere den preußischen entgegen­gesetzt war. Eure Majestät haben dem Herzoge dennoch die Ehre erzeigt, seinen vom 22. eingegangenen Brief zu beantworten. Wollten Eure Majestät diesen jetzigen Brief mit seiner beleidigenden und wahrheitswidrigen Einlage auch beantworten, so würden Allerhöchstdieselben Ihre Gegner ermutigen. Ihre Diener entmutigen.

Das Schreiben schließt mit folgenden Sätzen:

Mein aller untertänigster Vorschlag geht (deshalb) dahin, daß Eure Majestät geruhen wollen, den Brief des Herzogs unbeantwortet zu lassen und dem Adjutanten nicht zu verhehlen, daß die Übersendung der Einlage Allerhöchst­dieselben nicht angenehm berührt hat. Ist die Persönlichkeit des Adjutanten dazu geeignet, so wäre es vielleicht gut, mündlich anzudeuten, daß Eure Majestät qie Absichtlichkeit des ganzen Manövers mit dem Mensdorffschen Briefe voll« kommen durchschauen und den Ton des letzteren daher nicht goutieren.

von Bismarck.

Nach dem Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen (I 132) hat König Wilhelm den wenig verbindlichen Rat seines Ministers befolgt; denn es findet sich hier, sogar in autographischer Nachbildung, ein Notizzettel des Königs für den Adjutanten Leutnant von Schleinitz als mündliche Antwort an den Herzog von Koburg. und in einem Schreiben an Bismarck. auf das ich an späterer Stelle eingehen werde, betont der König, daß er dem Herzog nicht geantwortet habe. Im Koburger Archiv ist jedoch, von demselben Tage datiert, ein Brief des Königs erhalten, der zwar mit dem Gedankengang des Notizzettels an­nähernd übereinstimmt, im Wortlaut aber völlig abweicht und ausführliche, teilweise charakteristische Zusätze aufweist. Ich hebe nur hervor: Auf Minister Äußerungen pflegt man nicht döfensiv Rüstung in dem jetzigen Maße wie in Böhmen anzuordnen.

Im einzelnen lautet der Brief wie folgt: