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Fürstliche Gegner Bismarcks im Kampf um den Krieg 1866 an der Hand von teilweise unveröffentlichten politischen Korrespondenzen dargestellt
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Fürstliche Gegner Bismarcks

Jetzt soll der Krieg ihm heraushelfen; weil einmal er glaubt, dann und infolge der erwarteten Siege das Land auf seine Seite treten zu sehen, ferner aber weil er auf den (so!) Chaos rechnet, der aus jenem Kriege entstehen wird, um denselben zugunsten Preußens auszubeuten.

Wenn wir aber nicht gleich siegen, wenn die Nachbarn sich gegen uns erklären was dann? Das ist das Schauerliche, das ebenso möglich ist, wie die Erfolge, auf die man hier so sehr zuversichtlich rechnet.

Mit gebundenen Händen überantworten wir uns einem blinden Schicksal! Ich werde meinerseits nichts unversucht lassen, um dem Unheil zu begegnen, abzuwehren, zu warnen, zu verhindern! Du weißt aber, wie wenig ich vermag!

Der Tante küssen Vicky und ich die Hand, und mit tausend herzlichen Grüßen der ersteren an Dich, wie immer, mein teuerer, lieber Onkel,

Dein

treuergebener

Neffe und Freund

Friedrich Wilhelm.

Mehr noch als das Schreiben des Kronprinzen bewies dem Herzog die Antwort des Königs, daß Bismarck im Begriffe stand, sein heißersehntes Ziel zu erreichen. Denn auch die Stimmen der nächsten Angehörigen des Königs hatten ihre Wirkung verloren. Nur durch ein möglichst offensichtliches Eintreten Österreichs für den Frieden konnte im letzten Augenblick das Spiel des Ministers in Verwirrung gebracht werden. Der Herzog richtete deshalb an seinen Vetter, den österreichischen Ministerpräsidenten, folgendes Schreiben.

Konzept.

Ernst der Zweite an Graf Alexander Mensdorff.

Gotha, den 27. März 1866.

Lieber Alexander.

In der jetzigen kritischen Lage möchte ich keinen Augenblick zögern, Dir ganz im Vertrauen Kenntnis von zwei wichtigen Handschreiben zu geben, die ich soeben von Berlin erhalte und welche Euch authentisch darlegen, wie man höchsten Ortes in Berlin denkt und daß es, wenn es Euch um Erhaltung des Friedens zu tun ist, die höchste Zeit wird, den einzigen Weg einzuschlagen, der das Gewebe von Täuschung und Mißverständnis noch durchdringen kann, den von Person zu Person, vom Kaiser an den König direkt.

Ich hatte Schleinitz nach Berlin geschickt, um dem König aus Anlaß seines Geburtstages einen Brief zu überbringen, in dem ich ihn bei allen Seiten seines Charakters, die mir zugänglich schienen, angriff, um ihn vor den Ver­lockungen zu einem so unseligen Kriege wie dem um die unrechtmäßige Er­werbung eines deutschen Erblandes mit Osterreich aufs inständigste zu warnen. Die Antwort ist die anliegende, in der der König nur sich selbst als den be­leidigten und bedrohten Teil hinstellt. Meine zuverlässigen Nachrichten aus