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Alfred von Kiderlen-Waechter
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Das stilcchte Fremdwort

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deutung des Dahingeschiedenen für die deutsche Nation erhalten; nur einige wenige, die seinem Wirken nahe gestanden, werden ermessen, was der Nation durch seinen frühen Tod genommen wurde. . . .

Es war nicht Kiderlens Art, dem Schmerz über einen Verlust äußerlich besonderen Ausdruck zu verleihen oder sich gar in Sentimentalitäten darüber zu verlieren. Über begangene Fehler, die er erkannt, setzte er sich mit dem Wort hinweg:man soll keine Fehler gut machen wollen, es gelingt doch nicht!" Und doch war sein ganzes Streben von Gerechtigkeit und Güte und Edelsinn im großen und kleinen geleitet, und seine Arbeit war ein stetiger Kampf uni die Beseitigung von Folgen der Fehler, die nicht er gemacht hatte.

George Lleinow

Das stilechte Fremdwort

von Ric von Carlo witz-Lsartitzsch in Dresden

Sinnreich bist du, die Sprache von fremden Wörtern zu säubern, Nun, so sage doch, Freund, wie man Pedant uns verdeutscht!"

Schiller

llgemein ist heute im deutschen Schrifttum der Kampf gegen die Fremdwörter wieder aktuell geworden. Diese Bewegung ist nicht neu; sie hat, mehr oder weniger ausgesprochen, unsere literarische Entwicklung begleitet, seitdem die deutsche Sprache vollberechtigt in diese Entwicklung eingetreten ist. Das sind jetzt vierhundert Jahre her. Gegenüber dem Zeitmaß, das für Veränderungen an dem beweg­lichen Material der Sprache gilt, ist das ein ansehnlicher Zeitraum. Daß er nicht genügt hat, dem Kampf gegen die Fremdwörter einen entscheidenden Erfolg zu sichern, beweist, darwinistisch gesehen, gegen die Lebenstüchtigkeit dieser Bewegung. Das Untüchtige haftet aber offenbar nur an ihr, sofern sie historisch in die Erscheinung getreten ist, als verfehlte Durchführung. Denn in ihr, der Idee nach, liegt ein durchaus gesundes Prinzip, das, zweckmäßig angewandt, sich auch darwinistisch durchsetzen müßte.Den, Deutschen deutsch!" Das Ver­nünftige dieses Programms ist so bestechend, daß ein Beweis, wie für jedes Axiom, unmöglich wird. Es ist also keine Frage seiner Berechtigung, sondern nur seiner Einhaltung. Ein allgemein vernünftiger Satz verleitet nämlich um so mehr zur Verletzung seiner inneren Grenzen, jebestechender" er ist, d. h. je mehr er sich der volkstümlichen Verbreitung durch ein praktisches Interesse und eine hinreichend weite Fassung empfiehlt, die es auch der populären Denkweise