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Das deutsche Volkserwachen in Österreich : einige Bausteine zur Geschichte des Zweibundes : zum 7. Oktober
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Das deutsche Volkserwachen in (Österreich

Einige Bausteine zur Geschichte des Zweibundes

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Zum 7. Oktober

von Alfred Otto Ritter von Terzi

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elten haben in der Völkergeschichte Kriege eine so nachhaltige Wandlung der staatsbürgerlichen Anschauungen gebracht wie die Napoleonischen in der deutschen Volksseele. Der Schritt vom Weltbürgertum, vom Partiknlnrismus der Scholle zu nationaler Selbstbesinnung war ein ungeheuerer. Vorbereitet durch die Loslösung des deutschen Schrifttums von den Fesseln der Fremdherrschaft, welche Klopftock und Lessing, Goethe und Schiller inaugurierten, nahm der vorerst literarische Nationalismus nun den Höhenschwung zum nationaldeutschen Staats­ideal; die äußere Sicherheit des deutschen Volkstums, die Ungekränktheit in Sprache und Sitte, die freie Selbstbestimmung, wo konnte sie eher zu Hause sein als im deutschen Volksstaate? So erwarb der zuerst rein negative Gedanke der Abwehr des Napoleonischen Zwingherrnjoches seinen positiven Inhalt. An Goethe und besonders Schiller war der deutsche Volksstolz wach geworden, mehr als irgendwo gerade in Deutschösterreich. Lange war es ja das Aschenbrödel der deutschen Stämme gewesen, abgesperrt von dem reichen Geistesleben der Nation. Der glühende Schillerkultus aber und der keine Grenzen kennende Haß gegen Napoleon erweckten auch die Ostmark aus dem nationalen Schlummer, aus dem leidigen Bekenntnishasse, der seit der Gegenreformation am Werke ge­wesen war, das volksbrüderliche Gefühl zu den protestantischen Deutschen zu ersticken. Die Aufklärung hatte endlich die Fesseln gesprengt, sie hatte gelehrt, die Menschen nicht als Bekenner irgendeiner Religion zu betrachten, sondern nur als Menschen, als Geschöpfe Gottes, sie hatte die deutsche Schriftsprache statt des römischen Idioms auch in der Oftmark eingebürgert und wieder den geistigen Zusammenhang mit dem außerösterreichischen Deutschtum geknüpft. Am Napoleonhasse erwachte deutscher Sinn; man hatte gesehen, daß es doch etwas anderes sei, von Volksgenossen beherrscht zu werden. Die ewigen Kontributionen, die Aufzwingung der französischen Sprache und welscher Sitten hatten das Volk aufgerüttelt und die Gebildeten vertieften ihre nationale Liebe durch Verehrung