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Maßgebliches und Unmaßgebliches
seines geist- und gemütvollen Buches „Von der Kirche des Geistes" im 3. Bande 1914 der Grenzboten Seite 2V als ein wirklicher Geistspender bekannt ist. Die Annäherung der Konfessionen wird er mit seiner Zeitschrift sicherlich fördern. Bei den katholischen Kirchenbehörden hat er freilich auf Billigung oder auch nur Duldung seiner Tätigkeit vorläufig nicht zu rechnen. So erfreulich die Politische Haltung Benedikts des Fünfzehnten ist, im Jnnerkirchlichen scheint sich unter ihm nichts ändern zu wollen: wie katholische Blätter melden, ist Funks wahrhaft christliches, wahrhaft erbauliches Buch auf den Index gesetzt worden, was übrigens insofern von Borteil ist, als es ihm in weiten Kreisen als Empfehlung dient. Die liberalen Katholiken werden sich durch diese Unfreundlichkeit so wenig abschrecken lassen wie durch alle früheren Verdammungen; wissen sie es doch: die Regierung eines geistlichen Weltreichs, das so fest gefügt und von so alten und mächtigen Traditionen gefesselt ist wie die katholische Kirche, kann ihren Kurs nicht im Handumdrehen ändern.
Dr. Carl Zentsch
Kleine Hauskomödien mit Musik. In
Heft 9 der Grenzboten d. I. hat Dr. Erich Fischer unsern Lesern von kleinen Hauskomödien erzählt, die er geschaffen hat, indem er vergessene Klänge unserer besten Meister ans Licht zog, um sie zu Singspielen zusammenzufügen. Inzwischen hat er vier solche kleine Hauskomödien zur Aufführung gebracht: „Der Wäschetag" mit Musik von Albert Lortzing, „Das Teebrett" mit Musik von Joseph Haydn, „Das alte Lied" mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, und „Die Überraschung" mit Musik von Johann
Sebastian Bach. Damit werden uns Fischers Bestrebungen erst ganz lebendig. Ein eigenartiger Zauber umfängt uns, wenn wohlvertraute Stimmen in neuer Weise zu uns sprechen, wenn wir zu Melodien Bachs fröhlich tanzen sehen oder wenn Vater Haydns Geist berufen wird, um über dem Zwist eines jungen Ehepaars zu schweben. Wenn Lortzing und Mozart zu harmloser Fröhlichkeit die Klänge sügen, so will uns dies schon eher in den Sinn, aber auch hier gibt es Überraschungen angenehmster Art: ja, Mozarts „Altes Lied" schlägt uns Wohl am stärksten in seinen Bann.
Es ist nicht Brauch in den Grenzboten über das, was der Tag an musikalischen Genüssen bringt, zu berichten. Wenn heute an dieser Stelle auf die Darbietungen Fischers hingewiesen wird, so geschieht es, weil es sich uni ein Unternehmen handelt, das neue Bahnen weist und einen gewiß nicht unwesentlichen Teil unsrer Volkserziehung in die Hand nimmt — die Pflege eines geläuterten musikalischen Geschmacks. Wer die Aufführungen besucht, die in jeder Beziehung von künstlerischem Geist getragen werden, wird neben ästhetischer Freude reiche Anregung für gute Hausmusik ernten. Uns aber ziemt es, unserem verehrten Mitarbeiter, Dr. Erich Fischer, ein glückliches Vorwärtsschreiten auf einem Wege zu wünschen, der uns immer neue, herrliche Ausblicke zu verheißen scheint.
Jeder, der Lust und Begabung zum Singen und Spielen besitzt, wird bei den zunächst geplanten Aufführungen in Kriegslazaretten zur Mitwirkung aufgefordert. Schriftliche Auskunft erteilt Dr. Erich Fischer, Berlin- Wilmersdorf, Motzstraße öl. *