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Zur Psychologie des Nationalbewußtseins
kommen. Zusammengeschmiedet haben uns bisher und werden es von nun an hoffentlich noch stärker unsere gemeinsamen nationalen Schicksale und Taten, zusammenhält uns auch der in der Gestalt des Kaisers verkörperte gemeinsame dynastisch-staatliche Gedanke, und diese Faktoren werden den Kern des künftigen Nationalgefühls bilden müssen. Zurücktreten dagegen müssen stärker als es bisher der Fall war, die Religion als politischer Faktor und die Sprache, die man fälschlich als einziges nationales Bindemittel ansieht. Nicht „soweit die deutsche Zunge klingt" ist Deutschland, nein „dein Vaterland muß größer sein". Es hat sich als unumgängliche Notwendigkeit herausgestellt, daß wir auch nicht deutschsprechende Elemente einbeziehen müssen in unser Reich. Es heißt jedoch trennen, statt verbinden, wenn man sie gewaltsam zu einer andern Sprache bekehren wollte. Dazu ist das Bewußtsein der sprachlichen Einheit heutzutage zu stark. Aber wir müssen eben unser Nationalgefühl auf etwas bauen, das stärker ist als die Sprache, und da wir nicht auf Grund der Sprache ein einheitliches Deutschland schaffen können, so muß es ohne die Sprache, ja gegen die Sprache gehen. Es ist ein historischer und psychologischer Fehler, daß man Spracheinheit und Nationaleinheit gleichgesetzt hat.
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