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Reichsspiegel
des Fiskus falsch informiert, fondern durch den Mund seines Leiters Kirdorf sich höhnisch dahin geäußert, daß mit einem so schwerfälligen Kontrahenten wie dem Fiskus nicht zu paktieren sei. Es ist kein Zweifel, daß die Öffentlichkeit geschlossen auf Seite des Handelsministers stehen wird, dem lebhafter Dank dafür gebührt,, daß er so entschlossen das Tafeltuch zwischen sich und dem Syndikat zerschnitten hat. Der Vorfall ist ein deutlicher Beweis dafür, ein wie gefährliches Instrument ein Privatmonopol ist, wenn nicht eine wirksame Rücksichtnahme auf das öffentliche Wohl verbürgt ist. Das Syndikat spielt ein gefährliches Spiel. Man braucht nicht zu verkennen, daß unter den gegenwärtigen Produktionsformen die Kartellierung bis zu einem gewissen Grad ein Gebot der Notwendigkeit ist, um regelloser Erzeugung zu steuern und der Vergeudung wirtschaftlicher Kraft Einhalt zu tun und doch der Ansicht sein, daß eine öffentlich-rechtliche Kontrolle der Preispolitik durch das Gemeinwohl gefordert wird. Die neuzeitliche Entwickelung drängt entschieden dahin, den Staat mit der Kontrolle solcher für die Gesamtheit aller Staatsbürger wichtigen und unentbehrlichen Gewerbserzeugnisse zu betrauen. In der Richtung dieser Entwicklung lag die vor einigen Jahren eingeführte Beschränkung der Bergbaufreiheit, in derselben liegt in noch höherem Grade das jetzt zur Diskussion stehende Reichspetroleummonopol. Das Verhalten des Kohlensyndikats kann nur dahin führen, auch solche Kreise, welche einem so weit reichenden Eingriff des Staats in die Regelung wirtschaftlicher Verhältnisse zweifelnd gegenüberstehen, mit dieser staatssozialistischen Politik zu befreunden.
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