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Arndt als Agitator und Gffiziosus
wesen (November 1904, Januar 1905, September 1906) erschien, keine Spur dieser Ausgabe überliefert; zweitens war Grüner, als Arndt am 14. Juli von Prag abreiste, des Buchdruckers noch nicht sicher („Briefe" 82)*); drittens wurde Grüner bereits am 22. August 1812 in Prag verhaftet; viertens schrieb Arndt im April 1813 aus Dresden an seinen Freund und Verleger Reimer über den Leipziger Buchhändler Hofmann: „Grüner war mit ihm schon in Unterhandlungen getreten wegen des Wiederabdrucks von .Geist der Zeit' 2. Thl., . . . wagt Hofmann es nicht, so gebe ich es dir." (Briefe 91); fünftens stellte Arndt selbst eine neue Ausgabe des zweiten Teiles her und brachte so endlich die Anregung Steins zur Ausführung.
Er schrieb nämlich an Reimer aus Dresden am 21. April 1813 folgendermaßen: „Hofmann hat mir allerlei bemerkelt, das mir nicht gefällt. Also willst Dn? ... Es werden 2 Bücher sein: Der 2. Thl. vom Geist der Zeit etwas verändert (Unrichtigkeiten und Unpäßlichkeiten nämlich) und der 3. Thl." (Briefe 93), und abermals aus Reichenbach am 17. August 1813: „Die Bücher und Manuskripte quae^tionis kann ich ohne eine abermalige Revision nicht von mir lassen, ich muß, wie die Umstände sich gedreht haben, manche zu starke Züge verwischen; doch wird genug bleiben, mich zu dem Kandidaten irgendeiner festen Burg zu machen." (Briefe 98.)
Die Philologen hatten also guten Anlaß, die beiden Ausgaben des zweiten Teiles des „Geistes der Zeit" miteinander zu vergleichen. Es scheint aber bisher noch nicht geschehen zu sein, vor allem wohl deshalb, weil bis zum Erscheinen der Arndtbibliographie (Januar 1905) die erste Ausgabe für verschollen galt. So betonte noch Ernst Müsebeck in seiner Schrift „E. M. Arndt und das kirchlichreligiöse Leben seiner Zeit" (Tübingen 1905, S. 93), daß ihn: die Ausgabe von 1809 „nicht zugänglich" war. Rassow zitierte in seinen Abhandlungen (Pommersche Jahrbücher 1906/07) nur nach der zweiten Ausgabe. Und da Meisner in seiner Einleitung „Werke" 9, S. 7 das Wesen der Veränderungen nicht kennzeichnet, nur von einer „2. veränderten", statt stark veränderten Auflage**) redet, so darf ich annehmen, daß auch ihm die Abweichungen damals noch unbekannt waren. Seitdem hat meines Wissens sich niemand zur Sache geäußert.
Eine Arbeit über Steins Einwirkung auf Arndts Schriftstellerei ließ mir einen Vergleich der beiden Ausgaben notwendig erscheinen. Die oben genannte Arndtbibliographie weist nach, daß die erste Ausgabe noch vorhanden ist an vier Stellen: in Frankfurt a. M. (Hochstift), Lübeck, Posen und Stralsund. Neben den oben angeführten Winken Arndts ließ auch von vornherein die Differenz der in der Bibliographie angegebenen Seitenzahlen erwarten, daß sich
") „Ernst Moritz Arndt. Ein Lebensbild in Briefen." Herausgegeben von Meisner und Geerds. Berlin 1898.
Arndt selbst übrigens nannte im „Notgedrungenen Bericht" I, 241 die zweite Auflage „wenig verändert" und zitierte nach ihr.