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Gedanken zum neuen Heeresetat
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Gedanken zum neuen Heercsetat

bildungswei'se nicht erübrigt werden kann. Es wird mithin nichts anderes übrig bleiben, als eine Trennung zwischen Feld- und Festungspionieren eintreten zu lassen. Damit ist aber der Gedanke des Einheitspioniers gefallen. Eine der­artige tiefgehende Neuorganisation läßt sich ohne beträchtliche Vermehrung der Pioniertruppen nicht durchführen*).

Auch für den Feldkrieg ist eine erweiterte Heranziehung von Pionieren erforderlich geworden, seitdem man mit den: häufigeren Auftreten von befestigten Feldstellungen rechnen muß. Die Erfahrungen des letzten Feldzuges in der Mandschurei haben gezeigt, daß eine Pionierkompagnie für die Infanteriedivision zu gering ist. Es sind deren mindestens zwei erforderlich, und außerdem uoch eine Reserve zur Verfügung des kommandierenden Generals oder des Armee­führers, um an besonders wichtigen uud bedrohten Punkten verwendet werden zu, können. Mit den bisherigen Pionierformationen läßt sich dieser Forderung nicht entsprechen. Es muß auch berücksichtigt werden, daß gerade technische Truppen, wie die Pioniere, nicht erst ini MobilmachunLsfalle neu aufgestellt und improvisiert werden können. Ein während des Feldzuges eintreffender Abgang uud Verluste lassen sich nicht, wie bei der Infanterie, aus Ersatztruppen in kurzer Zeit wieder ausgleichen. Anch diese Erwägungen weisen mit Not­wendigkeit darauf hin, im Frieden schon zahlreiche Pioniertruppeu vorrätig zu haben. Werden die Pioniere in absehbarer Zeit erheblich vermehrt, so würde es auch möglich sein, ihre Mobilmachung zweckmäßiger zu gestalten, als es etzt der Fall ist. Eiu näheres Eingehen gerade auf diesen Punkt verbietet sich aber aus leicht begreiflichen Gründen.

Aus demselben Grunde können auch über die Verwendung des Trains im Kriegsfalle nur ganz allgemeine Andeutungen gemacht werden. Wenn man aber berücksichtigt, daß jetzt jedes Armeekorps nur über ein Trainbataillon zu drei Kompagnien verfügt, und dagegen die Formationen in Rechnung stellt, die bei der Mobilmachung aufgestellt werden sollen, so ergibt sich ohne weiteres, daß die jetzige Truppe dazu nicht ausreichend ist. Wie jedes taktische Handbuch lehrt, werden bei der Mobilmachung allein an aktiven Formationen für das Armeekorps aufgestellt: sechs Proviant-, sieben Fuhrparkkolonnen, zwölf Feld­lazarette, drei Brückentrains, zwei Feldbäckereikolonnen, Pferdedepots usw. Hierzu treten noch die Armee- und die Etappenfnhrparkkolonnen und die gesamten Formationen für die Refervedivision. Es werden deshalb höchstens zwei bis drei aktive Mannschaften und Unteroffiziere auf jede dieser Kolonnen entfallen, so daß mau wohl sagen kann, daß sie sich lediglich aus eingezogenen Mannschaften des Beurlaubteilstandes zusammensetzen. Nun ist gerade bei den Formationen, die hinter der Front der Armee hin und her pendeln, die strengste

") Diese für die Organisation der Armee außerordentlich wichtige Frage ist in Nr. 33 derNeuen Militärischen' Matter" (Verlag und Expedition Berlin SV/. 1t, Bernburger- straße 22 a) eingehend behandelt worden. Wegen weiterer Einzelheiten sei auf diesen Artikel verwiesen.