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Gedanken zum neuen Heeresetat
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Gedanken zum neuen Heeresetat

von Milcs

>m 31. März nächsten Jahres läuft das jetzt geltende Ouinquennat ab, das die Friedensstärke und die Organisation des Heeres während der verflossenen fünf Jahre geregelt hat. Deshalb muß dem Reichstage in diesem Winter ein neues Gesetz vorgelegt ! werden, wodurch die weitere Entwicklung unserer deutschen Heer- und Wehrmacht von neuem gesetzlich festgelegt wird. Über den Inhalt dieser neuen Militärvorlage ist bisher amtlich noch nichts bekannt gegeben. Nur eine Mitteilung in derNorddeutschen Allg. Zeitung" stellte fest, daß die Regierung den notwendigen weiteren Ausbau des Heeres unentwegt im Auge behalten werde, und dies als eine ihrer wichtigsten Aufgaben betrachte. Bei aller not­wendigen Sparsamkeit, welche die ungünstige finanzielle Lage des Reiches beanspruche, könnten finanzielle Gesichtspunkte doch nicht allein maßgebend sein, wenn es sich um die Sicherung und militärische Machtstellung des Reiches handle.

In den letzten Wochen ist über die zu erwartende neue Militärvorlage bereits ein heftiger publizistischer Streit entstanden. Je nach der Parteirichtung wurde entweder eine beträchtliche Vermehrung des Heeres gewünscht oder allen neuen Forderungen gegenüber eine schroff ablehnende Haltung eingenommen. Diesen Beurteilungen gegenüber, die lediglich von: jeweiligen politischen Stand­punkte aus beeinflußt sind, erscheint es wünschenswert und erforderlich, einmal festzustellen, welche Wünsche und Forderungen für einen weiteren Ausbau des Heeres von: rein militärischen Standpunkte aus, aber unter angemessener Berücksichtigung der jetzigen finanziellen Lage, aufzustellen sein würde.

Es ist zunächst die Frage aufgeworfen worden, ob ein neues Ouinquennat den militärischen Interessen entsprechen würde, oder ob es zweckmäßiger sei, GrenMten III 1910 76