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Die Lage des Deutschtums in Galizien
Groß ist die Zahl derjenigen, die Schönaich - Carolath als Dichter und Menschen öffentlich gewürdigt haben, in Buchform H. Friedrich, A. Lohr, L. Krapp, G. Schüler, H. Seyfarth, A.Kitt, E.Kammerhoff. Seine stetig wachsende Gemeinde umfaßt die modernsten Menschen wie die> konservativsten Protestanten und Katholiken. Seitdem seine „Gesammelten Werke" (1907) in einer billigen Volksausgabe, die noch vom Dichter selbst durchgesehen werden konnte, erschienen sind, steht seiner Popularisierung nichts mehr im Wege. Freilich volkstümlich im engsten Sinn wird Carolath nie werden. Doch mag dereinst das kommende Geschlecht, das den hundertsten Jahrestag seiner Geburt zu feiern haben wird, an ihn die gleichen Worte richten, die er selbst seinen: Liebling Lortzing gewidmet hat:
„Du streutest Rosen, erntetest Zypressen,
Trüb war dem Weg, doch hell dein später Glanz;
Nun rinnt dein Lied, verklärt und unvergessen,
Nimm unsres Dankes schlichten, vollen Krnnz!
Wir werden ewig deinen Namen schreiben
Zu guten Sternen, die da sind und bleiben."
Die Lage des Deutschtums in Galizien
von Prof. Dr. Raimund Fried. Raindl-Lzcrnowitz (Schluß aus Heft 37.)
Die an ähnliche Verhältnisse, wie sie in den deutschen Ostmarken herrschen, gewöhnten Deutschen aus Galizien erschienen „als das willkommenste Material für die deutschen Ansiedlungen im Osten des Reiches". Da die deutschen Vorposten in Galizien seit der Überhandnähme der polnischen Herrschaft unhaltbar schienen, wollte man die deutschen Gemeinden ins neue Ansiedlungsgebiet versetzen. Daher wurde eine starke Agitation betrieben, die nicht nur etwa die überschüssigen oder ohnehin zur Auswanderung geneigten Elemente statt nach Amerika nach Posen ziehen sollte, sondern selbst in die besten Ansiedlungen eindrang, wo keine Not und kein Auswanderungsbedürfnis vorhanden war, so in Dornfeld, Augustdorf, Brigidau und Landestreu. Mit welchen Mitteln gearbeitet wurde, mag ein Beispiel lehren. In Landestreu hatte der Agitator zunächst keinen Erfolg erzielt, weil nach Posen abgeschickte Kundschafter sich ungünstig ausgesprochen hatten. Darauf setzte er sich mit polnischen und ruthenischen Parzellierungsbanken in Verbindung, damit sie Nichtdeutschen für den Ankauf deutscher Höfe Geld vorschössen; auch veranlaßte er zahlreiche Ankündigungen in polnischen und ruthenischen Blättern, in denen die Höfe in