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Die Zukunft des französischen Heeres
Teil des Heeres auf 120000 Mann gebracht wird. Ob und wann es aber möglich sein werde, so äußert sich der Abgeordnete weiter, auch noch über diese Zahl hinauszukommen, sei nicht vorauszusehen. Sicher sei nur, daß ein bedeutender Zuwachs für die Partie permanente des Heeres nur dann erwartet werden könne, wenn es sich erreichen lasse, in Algier und Tunis die allgemeine Wehrpflicht einzuführen. Die Verhandlungen und Feststellungen darüber seien noch nicht abgeschlossen, es stünden aber große Schwierigkeiten im Wege, von denen sich in diesem Augenblick noch nicht sagen ließe, ob sie überwunden werden könnten.
Den Hauptbestand des französischen Heeres bilden natürlich die beiden Jahreskontingente. Aber hier liegen die Verhältnisse, die Möglichkeiten, auch nur den heutigen Stand auf derselben Höhe zu halten, von einer Steigerung gar nicht zu reden, nach den ausführlichen Darlegungen des Vorsitzenden der Kommission über das neue Kadergesetz noch weit ungünstiger als beim permanenten Teil. Der Grund liegt einzig und allein darin, daß die jährliche Quote der Rekrutenziffern abhängig ist von dem Stande der Geburten in jedem einzelnen Jahre. Und in dieser Hinsicht ist ja bekannt, daß die Bevölkerung Frankreichs schon seit Jahren nicht unwesentlich in der Abnahme begriffen ist. Noch vor dreißig Jahren erreichte die Zahl der gebornen Kinder männlichen Geschlechts 480000, aber im Jahre 1907 nur 395000. Und dazu hat sich nach den statistischen Aufstellungen gezeigt, daß bisher im Durchschnitt von den Geburten eines Jahrganges nach Erreichen des wehrpflichtigen Alters nicht mehr als 45 bis 45^ Prozent für diensttauglich befunden worden sind. Nun haben ja allerdings die Fortschritte in der Hygiene auch darin einige gute Früchte getragen, daß in den letzten beiden Jahren die Sterblichkeit unter Kindern von weniger als zwanzig Jahren etwas abgenommen hat, wodurch natürlich erreicht ist, daß einige tausend junger Leute mehr als bisher für den Militärdienst erhalten werden konnten. Aber diese Fortschritte werden, so meint M. Messimy, doch kein günstigeres Resultat zur Folge haben, als daß statt jetzt 45 bis 45^/, Prozent in Zukunft höchstens 46 Prozent der Geburten eines Jahres als später dienstbrauchbare Elemente in die Ne- krutierungslisten eingetragen werden können. In bezug auf die Erhöhung der Geburtsziffern, die allein der Wehrkraft der Nation namhafte Vorteile bringen können, dürfe man sich jedoch keiner Hoffnung hingeben, denn einwandfreie Statistiker hätten nachgewiesen, daß der Rückgang der Bevölkerung Frankreichs ganz ausschließlich darauf zurückzuführen sei, daß in den Familien der Grundsatz walte, nicht über eine bestimmte Anzahl von Kindern hinausgehn zu wollen, worin alle Sterbefälle einbegriffen seien.
Wenn man nun demgemäß, so beginnt M. Messimy den letzten und wichtigsten Abschnitt seiner lehrreichen Betrachtungen, mit dem günstigen Prozentsatz von 46 Prozent für die zukünftigen Ergebnisse (von 1909 an) der Rekrutierung rechne, so sei es auf Grund der bis 1907 vorliegenden Geburts-