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Die Zukunft des französischen Heeres
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Die Zukunft des französischen Heeres

von Rittmeister von Witzleben

n der französischen Deputiertenkammer haben die Verhandlungen über den Militäretat für das nächste Jahr ihr Ende erreicht, und schon demnächst soll das vielbesprochne neue Kadergesetz be­raten werden. Wie der Vorsitzende der Kommission dieses Gesetz­projekts, M. Messimy, in einem höchst interessanten Aufsatz aus­gesprochen hat, handelt es sich dabei vor allen Dingen um die wichtige Frage des Friedenseffektivs der französischen Armee, das heißt umdie ganze mili­tärische Zukunft Frankreichs".Unsre Lage ist, wie M. Messimy bekennt, im höchsten Grade beunruhigend und fordert, daß wir alle Folgerungen aufs gewissenhafteste prüfen und die Maßnahmen in ernste Erwägungen ziehen, die uns vor schweren Sorgen bewahren können."

Das französische Heer in seiner gegenwärtigen Zusammensetzung wird aus zwei verschiednen Bestandteilen gebildet. Der eine ist der permanente Teil, so bezeichnet, weil er fast das ganze Jahr unveränderlich ist. Dazu gehören die Freiwilligen, die Kapitulanten, die Eingebornen von Algier und Tunis, die Angehörigen der Fremdenlegion usw. Der andre Bestandteil ist die ein­berufne Mannschaft der beiden Jahresklassen, die nach dem Gesetz von 1905 Zwei Jahre unter der Fahne stehn. Was zunächst die xarlik xerraanemts an­langt, so trägt sich ja bekanntlich die französische Heeresverwaltung schon lange mit der Hoffnung, ihr eine größere Zahl Freiwilliger und Kapitulanten zu­führen zu können. Und sie hat ja auch im Jahre 1907 insofern ein etwas besseres Resultat erreicht, als 2384 Mann mehr kapituliert haben als das Jahr vorher. Die Militärbehörde will auch jetzt noch in ihren Zugeständ­nissen weitergehn durch Einführen einer nnr halbjährigen Kapitulation, Er­höhung der Prämien, bessere Aussichten auf Anstellung im Zivildienst, Er­leichterungen im Frontdienst nach Abschluß der ersten Kapitulation, und sie erwartet, durch diese Anerbietungen die Meldungen und den Andrang zur Armee nicht nur im Mutterlande, sondern auch in den Kolonien zu steigern. Nach M- Messimy soll damit zu rechnen sein, daß im Jahre 1909 der permanente

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