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Schuld?
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Schuld?

Im selben Augenblick wurden auf der Straße Stimmen laut und Schritte. Herr Gott, sie kommen. Die Frau sank ordentlich zusammen, wurde ganz blaß nnd mußte sich ans die Stufen setzen. Er ließ von ihr ab. Wer?

Die Männer! flüsterte sie vor Angst. Sie sind im Wirtshaus zusammen, sie wollen sich an dich machen! Und beide lcmschten nnt verhaltnem Atem.

Die Schritte gingen vorüber. Und sie saß da und weinte.

Du mußt fort, sagte sie dann tonlos und stand auf, wenn sie kommen, nur ins Gesicht zn sehen brauchen sie dir, dann... dann wissen sies und sie lief ans Fenster und spähte auf die stille Straße hinaus, die Angst immer, die Angst...

Vor den Männern? Er lachte rauh. Da sei ruhig. Die kommen nich, aber. .. Er hielt inne, und ein trauriger Blick ging über die Gestalt am FenHHc hin. Aber die Frauen. . .

Sie zuckte zusammen. Du mußt fort, gleich! Aber wohin, wohin?

Müde ging sie zur Bank, setzte sich, und ihre Augen suchten ihn mit trüben Blicken, in denen so deutlich zu lesen stand: Worum das alles, warum?... Er sah ihre schwere Angst und Verwirrung, es tat ihm weh, und er konnte ihr doch nicht helfen, denn für das, was heute über ihn gekommen war, fand er die Worte nicht.

Eine Weile ging er in dem kleinen Raum hin und her, und seine Schritte dröhnten wie Hammerschläge durch die Stille der Stube.

Heute abend, sagte er dann, gehe ich zu Braun rüber ius Forsthaus, und dann ... Der Oberförster hat was geredet von Arbeiternachfrage im Böhmischen drüben beim Grafen... Da geh ich morgen über die Grenze, ja. Er sah nach ihr hin, als wartete er auf eiu Wort. Sie hatte die Schürze vor die Augen ge­nommen und schwieg.

Er zahlt gut, sagen sie, ich schicke dirs mit Paulik alle Sonnabend aufm Stellwagen, ja.

Wieder eine Pause, dann langte er nach der Mütze.

Mein Zeug kannste bis morgen rüberschicken... und adjüs auch!

Ohne sie anzusehen ging er nach der Tür und hatte schon die Klinke in der Hand. Da hörte er ihre leise Stimme hinter sich: Willst du nich raufgehn, Fritz... zu den Jungs?

In seinen Augen glänzte es auf. Er kehrte um und stellte sich zu ihr und legte ihr die große Hand sacht aufs Haar.

Nein, heute nich, du hast recht, heute geh ich nich. Sie senkte den Kopf tiefer herab, und er fühlte, daß sie weinte.

Aber wenn ich drüben ankomme, und sie hören hier nich ans zu reden, dann laß ich dirs rüber sagen mit Paulik, und dann kommst du, was? ... mit den Jungs, was?

Und sie nickte.

Da wußte er. sie hielt zu ihm, sie trugs mit ihm, was gingen ihn die andern an! Und mit seinem alten festen Schritte ging er zur Tür und trat hinans in die helle Nacht.