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Der Rastatter Gesandenmord am 28. April 1799
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Der Rastatter Gesandtenmort» am 28. April ^ ?99

vor Ankunft der Post in Augsburg erhielt, ehe noch ein Mensch eine Ahnung von dem Vorfalle haben konnte, endlich, daß es d'Andrö für nötig hielt, seinen Freunden zunächst unbedingtes Schweigen aufzuerlegen, weil man sonst die Emigris in den Verdacht bringen könnte, den Mord begangen zu haben, spricht für die Richtigkeit meines Verdachts."

Der Verdacht, den der Emigre in dem vorstehend auszugsweise wieder­gegebnen Briefe dahin ausspricht, daß die französischen Gesandten nicht von Szekler Husaren, sondern von Emigres ermordet worden seien, wird durch nachstehende Darstellung des Oberstleutnants Amon von Treuenfest, eines be­kannten Militärschriftstellers, in seiner Geschichte des k. k. Husarenregiments Nr. 11, von 1762 bis 1858 in Verbindung mit den Szekler Husaren, be­stätigt. Er hat von einem alten Wachtmeister der Szekler Husaren 1845 eine ausführliche Erzählung des Gesandtenmords erhalten, die dieser wiederum den Erzählungen seines Vaters verdankte, der zur Zeit des Mordes bei den Szeklern im Dienst gestanden hatte. Lassen wir also diesen sprechen:

Ich wurde Anfang 1799 eingestellt und begab mich zu meinem Regimente, das ich in Deutschland erreichte. Man teilte mich der ersten Eskadron zu, die sich aus meinen Landsleuten rekrutierte. Seit dem Türkenkriege stand die Eskadron unter dem Befehle des Rittmeisters Vurkhard, der einer der ältesten Offiziere des Regiments war, trotz seiner Strenge im Dienste aber von wahrhaft väter­licher Gesinnung für seine Untergebnen und deshalb sehr beliebt bei den Soldaten. Obwohl geborner Deutscher, sprach er infolge seiner langen Dienst­zeit im Regimente die ungarische Sprache ganz geläufig und war so vertraut mit unsern Sitten und Gewohnheiten, daß man ihn von einem echten natio­nalen Szekler nicht hätte unterscheiden können.

Kurze Zeit nach meinem Eintritt erhielt die Eskadron Befehl, nach Rastatt zu marschieren und diese Stadt zu besetzen, weil man erfahren hatte, daß die Franzosen, die auf dem andern Ufer des Rheines Aufstellung ge­nommen hatten, einen Überfall auf Rastatt planten. Vor den Toren von Rastatt bezogen wir ein Biwak und schickten einige Patrouillen nach dem nicht weit entfernten Rheine vor. Gegen Abend wurde ich mit mehreren Husaren unter dem Kommando des durch seine Tapferkeit bekannten Unter­offiziers Moses Nagy beauftragt, die Bewegungen des Feindes zu beobachten und sofort Meldung zu erstatten. Es war ein schreckliches Wetter, Regen und Schnee unaufhörlich. Wir erforschten die Ufer des Rheines, ohne etwas Verdächtiges zu bemerken. Als die Nacht hereinbrach, war die Dunkelheit so tief, daß man seinen Nebenmann nicht erkennen konnte.

Da unser Auftrag beendet war, so gingen wir auf der Straße, die nach der Stadt führt, zu unsrer Eskadron zurück. Ich bildete mit einem Kameraden die Avantgarde, während der Unteroffizier in einem kleinen Abstände und darauf, in etwas größerm Abstände, der Nest der Patrouille folgte. Bei einer Wendung des Weges wir ritten Schritt kamen uns mehrere