Maßgebliches und Unmaßgebliches
101
tragen wollten, zum Anschlich nn eine Berliner Großbank in einer mehr oder minder festen Form genötigt.
Kleinere Institute wurden durch rücksichtslose Anwendung aller Machtmittel zur bedingungslosen Übergabe gezwungen, sodaß für sie nur die Form der Fusion, d. h, das völlige Aufgehen in dem starkern Betriebe übrig blieb. Wie dieser rücksichtslose, für die Großbanken sogar mit bedeutenden Verlusten verknüpfte Konkurrenzkampf vor sich geht, dafür liefern die gegenwärtigen Zustände in Freiburg im Breisgan ein typisches Beispiel. Der Jahresbericht der dortigen Handelskammer für 1907 berichtet, daß eine eigenartige und durch nichts Erkennbares motivierte Überschätzung der wirtschaftlichen Verhältnisse des Freiburger Platzes und seiner Umgebung mehrere auswärtige Banken bewogen hat. sich in Freiburg mit eignen Niederlassungen festzusetzen.
Da ihnen teilweise ein bereits bestehendes Wirkungsgebiet nicht zur Verfügung stand, mußte erst eine Kundschaft geworben werden, die naturgemäß nur aus der Klientel der altansässigen Betriebe kommen konnte. Das führte zu einem widerspruchsvollen Konkurrenzkampfe, wie man ihn früher im Bankfnch am Ort nicht kannte. Um durch besondre Vergünstigungen Kundschaft zu gewinnen und andrerseits das so dringlichst gebrauchte Geld an sich zu ziehen, wurden überaus hohe Zinssätze bewilligt. Und andrerseits wieder wurde gelegentlich zu demselben Zweck für hergegebnes Leihgeld ein Zins in Anrechnung gebracht, der teilweise sogar unter dem tatsächlichen Geldpreis zurückblieb. In ähnlicher Weise spielte sich das Wechseldiskontgeschäft ab, indem oft ohne Beachtung des zu übernehmenden Obligos auch sogenannte nicht bankfähige Abschnitte sogar zu billigern Sätzen diskontiert wurden als dein offiziellen Diskontsatz der Reichsbank. Der schon im vorigen Berichte hervorgehobne Widerspruch, daß man in Frciburg — man könnte fast sagen Wechsel jeder Art — billiger unterbringt als in unsern großen Geldzentren Frankfurt am Main und Berlin, hat sich leider unverändert aufrecht erhalten.
Zu den Instituten, gegen die ein Konkurrenzkampf dieser Art fruchtlos verlaufen wäre, gehört der A. Schaaffhausensche Bankverein. Er hatte zwar nach zwei Fronten zu kämpfen gegen Gegner, die ihm beide an Kapitalkraft überlegen waren, gegen die Deutsche Bank und die Dresdner Bank. Ein wertvoller Ersatz des fehlenden eignen Kapitals waren jedoch für ihn die engen alten Beziehungen zur rheinischwestfälischen Großindustrie. Als diese Beziehungen durch den Übertritt des Direktors Klönne in die Direktion der Deutschen Bank, des gefährlichern der beiden Konkurrenten, geschmälert worden waren, hatten die Bemühungen der Dresdner Bank um eine Annäherung an den Bankverein Erfolg.
Die Form der Fusion war natürlich schon deshalb ausgeschlossen, weil die Firma, die seit Jahrzehnten das größte Ansehn genoß, erhalten bleiben mußte.,! So wählte man die Form des Vertrags und begründete im November 19031 einej'enge Interessengemeinschaft auf die Dauer von dreißig Jahreu. Die Vevbtiidünß wnvÄne recht enge; Mitglieder des Aufsichtsrats wurden ausgetauscht, Direktoren der einen Bank in den Aufsichtsrat der andern entsandt; aus dmiMMiederttl-beidÄ >Ävf« sichtsräte wurde ein besondrer Delegationsrat gebildet. Mch>>vov ^ml'würt>en die Gewinne beider Banken zusammengeworfen und dÄm- tm'MvrMthMudeZ GiSuM kapitals zuzüglich der Reserven geteilt. Dieser GeAeilungsmÄdlis'kHcit'cheV Dresdner Bank einen Gewinn von etwa 400000Ma«k gehxachtljr-Ka-Mschie ckn Bvfi^des Schaaffhausenschen Bankvereins bchiMchenmMi^
schaft zwei Jahre hinterei.ncmttr- jeu500-Prozent Dividende igezM «MMn.-mjiL' Die Aussichten nustlmich imirAtmHvckbÄMW'MMeMUlfiM v«über;>?der Konkurs der SolmMj Mmk Mvd'>ideMMa«kveww^ bringen. auch^t^chiHie'GesamtÄ>go.'>lftd'oKiquAtM. getztt»nMhrir wrnGv Mftfg gestaltet.' -w«hry,Wfich</dKi AqvldttSt 'der>WttS»«HiMNcklHehMn -'htttld, nslM»»L Grenzboten IV 1908 14