Die Beziehungen der ägyptischen Nationalpartei zu Frankreich
221
Weisen. Es soll hier über die mit großer Überraschung gemachte Feststellung, daß England nach fünfundzwanzigjähriger, materiell segensreicher Arbeit in Ägypten geradezu verhaßt ist, hinweg der moralische Konnex, die gegenseitige Sympathie zwischen Frankreich als altem Lehrer und Ägypten als willigem und lernbereitem Schuler wieder aufgenommen, gesichert und befestigt werden.
Wahrscheinlich verschnupfte dieser Artikel in London. Denn einige Wochen später brachte dieselbe Zeitung einen Artikel, worin sie „politisch" eine Versöhnungspolitik zwischen England und Ägypten befürwortete. Und darauf ist sofort Mustapha Kamel in die Redaktion gekommen und hat dem ^sinps, der die ganze Unterredung auf das ausführlichste bringt, dargelegt, daß die Engländer alles tun, um die Ägypter abzustoßen. Für England gäbe es nur eine Art der Versöhnung, nämlich völlige Unterwerfung. Auch denke es gar nicht daran, Ägypten, wenn es dieses für reif hielte, mit einer Verfassung zu beglücken. Schließlich sei die Kontrolle des liberalen Englands dem Joch der Türkei nicht vorzuziehen. Denn dieses habe Ägypten nie geschadet, während die englische Kontrolle der moralischen Entwicklung Ägyptens im Wege stünde. Die Wahrheit sei, daß Ägypten an seiner Würde und seinen heiligsten Gefühlen trotz dem materiellen Wohlergehen Schaden nehme. Diese Darlegungen nennt der ^smps talentvoll und registriert seinerseits mit Vergnügen das Lob Kamel Paschas, daß er, der Isiuxs, für die Bestrebungen der Nationalpartei großes Interesse und außerordentliche Unparteilichkeit zeige. Der Nationalpartei, der gefürchtetsten und unerbittlichsten Gegnerin des befreundeten Englands! Übrigens fügt der I'öwxs den Erklärungen Mustapha Kamels hinzu: „Diese Erklärungen fordern mehr als einen Kommentar und auch gewisse Reserven heraus. Aber durch ihre aufrichtige Klarheit bilden sie für die in der englischen Presse stattfindende Debatte ein wichtiges Dokument." Wer will leugnen, daß hier dem größten Gegner Englands in Ägypten ein halb williges Ohr geliehen wird?
Das Interesse für Ägypten ergriff aber noch andre Kreise. Der Abgeordnete von Algier, Maurice Colin, ging im Anfang dieses Jahres nach Kairo, um die in ihrem alten Lokal erstickende französische Ncchtsschule in würdigere Räume zu bringen und zu retten, und das gelingt. Und schließlich schickte der Ismus einen Sonderberichterstatter nach Ägypten, der die Aufgabe hat, über deu französischen Einfluß und die französischen Interessen in Ägypten eine eingehende Untersuchung anzustellen. Dieser nimmt nun gegenüber der englischen Politik kein Blatt vor den Mund, nennt die scharfe Ahndung des Überfalls von Denschawny eine unnütze Brutalität, die die öffentliche Meinung in Ägypten stark erschüttert habe. Denn es gäbe wirklich eine öffentliche Meinung! Er schreibt den einheimische» Zeitungen, vor allem der „Lewa" Kamel Paschas, einen ungeheuern Einfluß zu und legt ein außerordentliches Gewicht auf das bei der letzten ägyptischen Generalversammlung am 23. Februar von Nationalisten formulierte Verlangen nach Schaffung eines ägyptischen Parlaments und