Beitrag 
Fichtes Auffassung von der akademischen Freiheit : Vortrag, gehalten am 5. Juni in der Philosophischen Gesellschaft zu Halle a. S.
Seite
483
Einzelbild herunterladen
 

Unter Kunden, Komödianten und wilden Tieren

483

hingeben, auf denendie Hoffnung unsers Geschlechts beruht," zu beschränken, und die Lehrer betrachten sieals vom Staate zu ihrer Belustigung angestellte Schauspieler einer besondern Art, die nur das sagen dürften, was solche Zu­hörer gern hörten." Kurz die Universität mit der ihr spezifisch eignenden, in ihrem Zwecke liegenden Freiheit sucht dieseMenschenklasse" indas härteste Diensthaus" zu verwandeln, weil sie an die Stelle der durch den Zweck der Universität gesetzten Kulturarbeit die mit diesem Zweck nicht bloß nichts gemein- habendcn, sondern ihm diametral entgegengesetzten und feindlich widerstrebenden Sonderinteressen des bloßen Genusses setzen, liege dieser nun in dem unmittel­baren Sinnenkitzel oder in der egoistischen Berechnung eines angenehmen und glücklichen aber unverdienten sozialen Fortkommens.

Hier also liegt nach Fichte die größte und einzige Gefahr für die akademische Freiheit. Und bei aller plumpen Possenhaftigkeit, wie er sagt, mit der die geschilderte Menschenklasse die Freiheit gefährdet, warnt er doch davor, diese Gefahr etwa bloß als einelustige Narrheit" anzusehen, wie das außerhalb der Universitäten geschieht. Die Gefahr sei viel zu ernst und müsse auch ernst genommen, d. h. von jedermann, wer er auch sei, bekämpft werden. Denn ohne die akademische Freiheit, die wirklich diesen Namen verdient, die wirklich Freiheit und wirklich akademisch ist, zum Wesen der Universität gehört, müßte diese ihren Sinn und Wert verlieren.Der eigentlich belebende Odem der Universität, erklärt Fichte, die himmlische Luft, in welcher alle Früchte der­selben aufs fröhlichste sich entwickeln und gedeihen, ist ohne Zweifel die aka­demische Freiheit."

>^^M?

^QT-^«

<M^M

MM

Unter Kunden, Komödianten und wilden Tieren

Tebenserinnerungen von Robert Thomas (Fortsetzung)

on Rastatt reisten wir über Heilbronn und Pforzheim, wo wir auch einige Tage zum Brunnenfeste standen, zur Herbstmesse nach Mannheim. Der Meßplatz, der in der Neckarvorstadt lag, war da­mals noch neu, und die angefahrnen Erdmassen füllten das große Loch, das früher dort gewesen war. noch nicht vollständig aus. Wir waren an einem Mittwoch angekommen und gerade mit dem Aufbauen beschäftigt, als ein reisender Photograph in Begleitung eines Schutzmanns zu uns kam und uns mitteilte, daß der Meßplatz durch viele Rowdys unsicher gemacht würde. Der Schutzmann wußte uns keinen bessern Rat zu geben, als zur Selbst­hilfe zu greifen und uns im Notfalle an die weitentfernte Polizeiwache zu wenden. Am Sonntag Nachmittag gegen drei Uhr war der Platz, wo ringsherum Schau­buden und Waffelbäckereien, in der Mitte drei Karussells standen, mit Menschen dicht gefüllt, und das Geschäft ging vorzüglich. Gegen sieben Uhr Abends kam eine Anzahl Sackträger, von denen fünfzehn bis achtzehn Mann unser Karussell benutzten, aber als sie zahlen sollten, kein Geld herausrücken wollten. Wir ver­suchten es mit Güte und sagten ihnen, sie dürften noch einmal umsonst fahren, sollten dann aber weitergehn, was sie auch taten. Sie gingen darauf zu andern