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Sturm und Regen. Wohl bekomms! Zwischen den Ruderbooten waren kleine Dampfer zu sehen, nach Art der Pariser mcmeuos, der eine lag so schief im Wasser, daß er jeden Augenblick umzukippen schien. Außerdem gab es noch hochbordigc Dampfschiffe, die von oben bis unten schwarz gestrichen oder behängt waren und den Eindruck riesiger Wassersärge machten. Die Verdecke Ware» bis auf den letzten Platz von wimmelnden Menschen, meist schwarzbemäntelten Weibern, besetzt.
Allmählich ebbte diese Bootsflut. Von einem der letzten Fahrzeuge aber wurde ich zu meiner größten Überraschung bei Namen gerufen.
Besuchen Sie mich doch und trinken Sie eine Flasche Bier mit mir, ich wohne bei Kroeker, rief eine weibliche Stimme.
Ich war so verblüfft, daß ich kaum den Kneifer ans Auge brachte. Dann erkannte ich meine liebenswürdige Samariterin von Troja, die mir den ersten Verband ans Bein gelegt hatte, und neben ihr Fräulein Lotti, ihre Barackcn- gefährtin. Ihr Gatte fehlte. Er mnßte also noch in Troja oder auf dem Jda sein. Ich rief noch nach dem Boote hinüber, daß ich nicht verfehlen würde zu kommen, da war die Erscheinung auch schon vorübergerauscht. Aber auch der Regen ließ nun nach, und Herr Hauschild, der uach guter deutscher Soldatenart nicht gern ein angefangnes Unternehmen unvollendet lassen wollte, überredete uus trotz einem leisen Widerspruch seiner Frau Gemahlin, nun doch uoch zu den süßen Wassern zu fahren. Wir verabschiedeten uns also von unsern türkischen Schemelspendern, spannten die Schirme auf, und die Ruderer mit ihren roten Gürteln, roten Fessen, gestreiften Hemden und nackten braunen Armen legten sich mit einem wahrhaften Biereifer, oder da es Türken waren, muß man Wohl sagen Kaffeeeifer in die Riemen. ° ,
(Schluß folgt)
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Iunisonne
Line Novelle von Sophus Bauditz
(Schluß)
l as Parbo eingeleuchtet, und was ihm gewissermaßen als Ausgangspunkt gedient hatte, war der Umstand, daß er sich ganz deutlich entsann, daß an jenem Abend vor dem Hotel d'Angleterre neben ihnen ein einzelnes Paar gesessen hatte; er hatte die Leute eigentlich gar nicht angesehen, aber als sie sich erhoben, hatte er — der !am weitesten vorn saß — doch bemerkt, daß es ein Herr und eine Dame war, und daß sie in das Hotel hineingingen: folglich hatten sie damals aller Wahrscheinlichkeit nach dort gewohnt.
Die einzig mögliche Erklärung der Postkarte war also, daß das unbekannte Paar ihre Unterhaltung über den Stein mit dem Kreuz angehört hatte, später mnßte das Paar unterwegs mit Blom zusammengetroffen sein, der vermutlich über den Zweck seiner Reise geredet hatte, und dauu hatte sich eins von ihnen — die Frau oder die Tochter, denn eine Damenhand war es — einen Jux daraus gemacht, ihm — als einem der drei Verschwornen — mitzuteilen, daß Blom aus irgend einem Grunde seinen ursprünglichen Plan aufgegeben habe und nach Rörvig gefahren sei. Warum sie gerade an ihn geschrieben hatte und nicht an Hessel, und woher sie ihn überhaupt kannte, war ihm anfänglich nicht klar, als er aber die Postkarte genauer betrachtete, gelaug es ihm doch, eine Erklärung zu finden. »Herrn Parbo" stand da als Adresse, nicht mehr und nicht weniger: sie hatte natür-