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Die Sage vom Strandsegen und das Strandrecht an der deutschen Küste :
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Die Sage vom Strandsegen und das Strandrecht an der deutschen Rüste 483

spieren halten sich bey dem Strand sowol des Unterlandes, als der Scmd- dnhnen ans, und würden diese Thierchen nicht unsern Strand füllen, wie elend würden wir leben müßen. Denn wir hätten alsdenn keine Lockspeisen vor die übrigen Fische, welche unsere Küsten umschwärmen. Die Lockspeisen müßten vor Geld angeschaffet werden, welches aber den Einwohnern sehr beschwerlich fallen dürfte. Sehen sie Hr. Laß Beschreibung nach S. 36. Ist unterdessen hier in vorigen Zeiten gebeten worden, daß Gott den Strand segnen wolle, so hat es dahin gezielet, weil dazumal die Fische auf den Strand geworfen worden sind, da denn ein jeder von den Dürftigen, und solchen Leuten, die nicht in die See gehen mögen, so viel Fische nehmen können, als er nöthig gehabt. Die übrigen sind eingesalzen und nach Hamburg gebracht worden. Wären auch solche Vorbitten hier, so wäre es nichts ungerechtes. Es würden viel Seelen, und manches Schiff und Gut erhalten worden seyn, die nun nahe bey unserm Lande im Wasser umkommen und versinken. Ich kau ver­schiedene Schiffe zehlen, die seit dem ich hier wohne, in die Tiefe gesunken sind, und man hätte ihnen auf keine andere Art helfen können, als wenn man sie gerade auf den Strand gesetzet hätte. Der König, der Schiffer und die Einwohner hätten ihren Theil erhalten. S. Laß. Wären aber anbey nicht die Seelen erhalten worden, uud wäre also der Nutzen nicht immer grösser bey diesem Segen des Strandes, als der angegebene Schaden?

Ich habe noch einen Auszug eiues andern Briefes, von einem mit Namen Broder Friederichs, eben dieser Materie wegen, erhalten. Dieser Mann drücket sich also aus: Ob mir schon nicht bewußt ist, daß auf unserer Kanzel gebeten worden, Gott wolle den Strand segnen, so finde ich dennoch nichts anstößiges dariun, wenn es auch noch itzo geschehen sollte. Dem: wäre übrigens der Strand nicht mit den See- und Sandwürmern gesegnet, die sich in einem sehr engen Bezirke auf eine unglaubliche Art vermehren, so würden nicht in einem jeden Jahre so viel tausend Schellfische, und zu Winterszeiten die schöneu Dürsche gefangen werden. Wenn ich also nun bey dem sogenannten Auftragen, den Strand gleichsam, mit Gebürgen von Fischen angefüllet sehe, kann ich als ein Christ ja als ein Mensch, der das Vaterland liebet, einen andern Wunsch thun? als diesen: Gott wolle den Strand ferner segnen. Es findet dieser Wunsch, cmch bey den verunglückten Schiffen statt. Denn, wenn ich nur sechs Jahre zurück deuke, so sind in der Zeit ein Flensburger, ein Holländer, ein Engel­länder und ein Schmockschiff nahe bey dem Lande gesunken. Es ist nicht das geringste von ihnen gerettet worden; von drehen ist das Volk. Gott lob! noch geborgen worden. Wäre also etwas ungerechtes in dem Wunsche! Wollte Gott! obbemeldete Schiffe säßen auf dem Strand! Denn alsdenn wären die Menschen geborgen worden; sie würden nach der weltbekcmndten Gnade unsers theuersten Monarchens sich des mehrsten Theils ihrer Güter zu erfreuen haben. Der Bernstein, welcher sonst häufig an diesem Strand gefunden worden ist, mag ebenfalls Ursach an diesem Wunsche gewesen seyn. Der Wunsch kaun nlso immer bestehen, und heißt gar nicht seines Nächsten Tod und Untergang verlangen und hoffen. Ich zweifle aber dennoch, daß iemals ein solches Gebet auf unserer Jnsul gebetet worden sey."