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Wanderungen in der Niederlausitz : 5. Vom Schwielochsee zur Schwarzen Elster
(Schwielochsee, Lübben, Luckau, Lebusa, Schlieben, Herzberg)
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Wanderungen in der Niederlausitz

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war; die qualmende Petroleumlampe warf ein trübes, rötliches Licht und weit mehr Rußflocken über dieses uugesuchte Stillleben im fuselschwaugern Raume. Leise schlössen wir die Tür der gräßlichen Dunsthöhle und verschwanden geräuschlos; aber da erschien wie ein Rücher der Ehre seines Hauses der Wirt mit kupferrotem Antlitz uud nötigte uns zu bleiben. Vergebne Mühe! Reuig kehrten wir nach Sabrodt zurück. Die lärmende Kinderschar erschien uns nuu iu eiuem Glorieuschein und die Belohnung für unsre Bekehrung blieb nicht aus. Denn es fand sich im andern Flügel des Hauses ein nettes ruhigesbesseres Zimmer," ein erquickendes Abend­brot und schließlich ein blitzsaubres, gut ausgestattetes Schlafzimmer in der Man­sarde. Für den nächsten Morgen war eine Fahrt auf dem Schwieloch geplant. Kahn und Fährmann waren rechtzeitig zur Stelle. Wir fuhren die Spree, hier fchon ein tiefes, ansehnliches Gewässer, hinunter, aber ein starker Südwind stand uns entgegen, und je näher wir der Einmündung des Flusses in den See kamen, nm so bewegter wurde das Wasser, um so größer die Wellen. Solchem Wetter ist wohl eine hochbordige Segeljacht gewachsen, aber nicht ein flaches Boot wie das unsre. Wir mußten also umkehren, ohne den Schwieloch befahren zu haben.

Die Straße von Trebatsch nach Lübben bietet nichts Bemerkenswertes. Lübben selbst aber ist ein uralter, an den mannigfaltigsten geschichtlichen Erinneruugen reicher Ort, einst auch als Sitz der ständische» uud später der sächsischen Oberamts- regiernng der Niederlausitz viel wichtiger, als der heutige Umfang des heitern Landstädtchens (7000 Einwohner) vermuten läßt. Das Ratsarchiv ist freilich infolge von Bränden und kriegerischen Verwüstungen arm an ältern Urkunden, dafür aber hat sich ein im Jahre 1384 angelegtes Stadtbuch erhalten.

Die Wichtigkeit Lübbens beruhte in alter Zeit darauf, daß es zwischen Sprem- berg nnd Berlin nur zwei die Seen und die Sümpfe des Spreewalds trennende Landbrücken gab: die vor dem obern Spreewalde liegende von Kottbus und die sich zwischen dem obern und dem untern Spreewalde hindurchziehende von Lübben. Lübben war, wie es scheint, ein bedeuteuder slawischer Handelsplatz, denn schon Thietmar von Merseburg berichtet, im Jahre 1007, als König Heinrich der Zweite iu Negensburg Ostern feierte, seien Abgesandte der Lausitzer uud insonderheit Boten von der großen Stadt Lübben (a, eivitaw inaFna, I,uibui äiota) gekommen, um ihn Von den Kriegsplänen des Polenherzogs zu benachrichtigen. Später treten auch deutsche Burggrafen von Lübben hervor: ein Lsruai-äus ^Ästsllauusj I^nbususis erscheint unter Friedrich Barbarossa im Gefolge des Wratislaus von Böhmen auf einem Nömerzuge, ein va,st>e1lÄuus ^ouannss clö I^ndiu seit 1199 unter dem Mark­grafen Kourad dem Zweiten. Der älteste Sitz des reichsunmittelbaren, später mark­gräflichen Kastellans von Lübben war wohl das südlich von der heutigen Stadt liegende Burglehen, ein noch heute gut erhaltuer Rundling von etwa vierhundert­fünfzig Metern Umkreis, der sich, von einem dichten Kranze hoher Pappeln und Weiden umwachsen, schou von ferne deutlich von dem Sumpfboden der Spreewiesen abhebt. Von der Landstraße führt nahe bei der Stadt ein Dammweg hinüber zu der Festung, die, einst wohl rings mit Wasser umgeben, jetzt trotz dem eingebauten Gasthause das ehrwürdigste Bauwerk der ganzen Gegend ist. Die deutscheu Bauern, die der Burggraf von Lübben im zwölften oder im dreizehnten Jahrhundert herbei­zog, bauten das langgestreckte Dorf Steinkirchen, dessen Gotteshaus als eine der ältesten Feldsteinkirchen der Lausitz gilt; es ist durch Neu- uud Anbauten freilich sehr verändert worden, nur der östlichste Teil mit dem Altarraum scheint noch von dem ursprünglichen Bau herzurühren. Aber der Handel und die Festung machten nicht allein die Wichtigkeit Lübbens aus: ein religiöser Kultus kam hinzu. Noch heute wird im Hain zu Lübben eine Grube gezeigt, worin das aus Holz geschnitzte Bild der Fürstin oder Göttin Ljuba gestanden haben soll; jetzt ist die Stelle durch einen großen altarähnlichen Stein gekennzeichnet. Derselbe Name steckt auch in den Dorfnamen Groß- und Klein-Lubolz, iu Lieberose Luboras, in dem Fluß­namen Ljubis.