fach zur todten Manier, zur leeren Schablone, zur hohlen Schale geworden. Man baut seine Figur auf, legt seine Falten drüber, sei es der Uniform oder des antikisirenden Gewandes, wie man es hundertmal gesehen und in der Werkstatt geübt, man arrangirt sein Postament entweder so (oder ein wenig anders hier, und da), wie es das Friedrichdenkmal vorgemacht zeigt, oder recht nüchtern und dürftig, wie es der hilfbereite befreundete Architekt uns aufzeichnete — und das Monument ist fertig. Für das geringe Nackte aber, das man zu gestalten selten genug genöthigt ist, reicht jene allgemeine gestempelte Natur, wie sie der Abguß der Antike uns in die Hand giebt. Das trifft natürlich nicht für manche jener ältern Meister zu, welche grade aus der immer neuen treulichen Naturbeobachtung und aus der Kraft der eignen reichen Phantasie ihrem Schaffen immer wieder frisches und eigenartiges Leben zuführten.
Wenn eine Schule in Gefahr steht, in fester äußerlicher traditioneller Manier zu erstarren, so pflegt sich wohl in jüngern Talenten dann eine energische Reaction der Ursprünglichkeit und Besonderheit zu regen und zu entwickeln, welche der Kunst jener wieder neue Wege bricht und bahnt. Sehen wir nun, ob und in wie weit etwas Aehnliches auch innerhalb der heutigen berliner Bildhauerschule kundbar wird; in der berliner Architektenschule liegt es bereits offen vor Aller Augen zu Tage.
Schindler, Schüler Schievelbeins, ein glückliches naives Talent, das zu schönen Hoffnungen berechtigte. Autor der ganz meisterlichen Gruppe eines Knaben, der, zu Boden geworfen, eine Mutter-Gans von sich abwehrt, der er ihr Junges nehmen wollte, starb leider eben von seiner italienischen Reise zurückgekehrt 1860. Gilli, Büchting, v. Medem, Nosenthal, von diesen unmittelbaren Zöglingen der rauchschen Werkstatt hat der dritte besonders durch sein außerordentliches Talent der Thierbildnerei, das er in den geistreichsten Arbeiten kleinen und kolossalen Maßstabs gleich glänzend bekundete, vielen Erfolg errungen, scheint aber seit längerer Zeit schon plötzlich „von der Bühne verschwunden", v. Jtzenplitz (Schüler Wichmanns), Gerschow, Willgohs, Walger, Göritz (letztere Schüler Albert Wolffs) haben sich in geschickten Marmorausführungen, in decorativen Arbeiten, einzelnen Gestalten und Gruppen idealen Charakters, Büsten, Statuetten, der letztgenannte besonders auch in der ornamentalen Bildnerei verschiedenster Stilgattungen vielfach erprobt. Fräulein Elisabeth Ney, um die Mitte des letzten Jahrzehnts in Rauchs Werkstatt, dann unter Hagens Anleitung arbeitend, hat nicht nur durch den Umstand, daß sie (noch vor Auerhachs Gräfin Irma?) dieser, schönen jungen Damen ferner liegenden, Kunst sich mit voller Hingebung widmete, sondern ganz abgesehen hiervon durch das eminente Talent, das sie bald genug in ihren Büsten kundgab, damals schon viele Aufmerksamkeit auf ihre eigenthümliche Künstlererscheinung gelenkt. Ein heiliger Sebastian, ein in Münster ausgeführtes großes