Literaturgeschichte.
Goethes Göjz und Egmont. Geschichte, Entwicklung und Würdigung beider Dramen. Von H. Düntzer. Braunschwcig, Schwctschkc und Sohn. —
Herr Düntzer hat sich um die Auslegung des Dichters große und unbestreitbare Verdienste erworben. Er gehört zu seinen fleißigsten und sorgfältigsten Cvmmentatvren, und hat keine Seite der Betrachtung aus den Augen gelassen, die auf das Thatsächliche in Goethes Leben und Dichten ein neues L'cht werfen kann. Auch das vorliegende Werk ist mit Dank aufzunehmen.
hat die Quellen der beiden Dramen sorgfältig ercerpirt und alles mitge- theilt, was über das Schaffen des Dichters einen Aufschluß geben kann. Er vat die verschiedenen Bearbeitungen im einzelnen miteinander verglichen, auf >ede Abweichung aufmerksam gemacht und den Grund davon zu ermitteln gesucht. ^ h^ ferner die Stellung derselben innerhalb der Literaturgeschichte, 'hre Aufnahme bei den Zeitgenossen und ihre Einwirkungen auf die spätere Poesie ausführlich erörtert. Wir glauben kaum, daß in dieser Beziehung "vch etwas zu thun übrigbleiben dürfte. — Auch mit den Urtheilen sind ^U' in den meisten Fällen einverstanden. Wir theilen mit Herrn Düntzer die Ansicht, daß die zweite Bearbeitung des Götz eine wesentliche Verbesserung 'st, und daß sie dem Dichter umsomehr Ehre macht, da er der Idee des Kunstwerks große Schönheiten opfern mußte. Wir stimmen ferner damit überein, d"ß die dritte Bearbeitung durch und durch ein Mißgriff war, und durch das heatralische Bedürfniß keineswegs gerechtfertigt wurde. Wir nehmen uns ^ Goetheschen Egmont gegen die gewaltsame Schillersche Bearbeitung und hätten nur gewünscht, daß Her'r Düntzer der Idee, welche Schiller I"tete, ebenso ihr Recht hätte widerfahren lassen als Goethe selbst. Wir haben Mehre einzelne Bemerkungen'gefMden, deren Thatsächliches uns noch unbekannt war und die zum Verständniß des Einzelnen wesentlich beitragen. — Nach .'eser allgemeinen Anerkennung möge es uns erlaubt sein, einige Ausstelluu-
Grcnzbvten. III. t8!ii>. 61