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Aus Berlin.
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soweit zurückziehen zu wollen, als es durch strategische Gründe nothwendig gemacht ist und wir müssen abwarten, ob man es wagen wird, einen solchen Act als eine Concession an die deutschen Mächte darzustellen.

Nachtrag der Redaction. So sehr wir damit übereinstimmen, daß die Occupation der Fürstentümer durch Oestreich noch immer ihr Unklares hat, so dürfen wir doch nicht übersehen, daß der Entschluß Oestreichs ein ehren­voller, zweckmäßiger und für Deutschland wohlthätiger ist. Daß es nicht zu einem faulen Frieden kommt, dafür werden, trotz Aberdeens, die Westmächte sorgen; dafür wird Oestreich sorgen, das z-u rechnen versteht und das sich nicht umsonst ungeheuere Ausgaben gemacht haben wird. Der Vertrag Oestreichs mit der Türkei lautet ganz unzweifelhaft, und diesem gegenüber erscheint uns eine Nachgiebigkeit Nußlands völlig undenkbar. Zudem ist in dem schnellen und energischen Vorgehen Oestreichs der Bamberger Conferenz die passende Rechnung getragen. Was Preußen betrifft, so hätten wir zwar lieber ge­wünscht, es hätte die Rolle gespielt, die Oestreich übernommen; auch erregen die Gespräche Schulzes, Müllers und der übrigen Berliner, wie sie unS der Kladderadatsch idealistrt überliefert, keine besondere Befriedigung; allein jetzt ist die Situation so eng umschrieben, daß selbst die Genialität der Verkehrtheit sie nicht mehr im schlimmen Sinn ausbeuten könnte. Seit dem Vertrage Oestreichs mit der Türkei sehen wir der Zukunft mit Hoffnung entgegen; so­bald der erste östreichische Kanonenschuß gefallen fein wird, werden wir die Be­freiung Europas vom russischen Joch mit Jubel begrüßen.

Wochenbericht.

AlW Cnftland. Lord Aberdcen hat auf seine Rede vom vorigen Frei­tag, die allerdings geeignet war, die lebhaftesten Besorgnisse über die Politik des Cabincts in der orientalischen Frage zu erregen, einige Erläuterungen folgen lassen, welche endlich die längstgewünschte Klarheit über seine Stellung 'zu seinem College» und die Ziele seiner Politik geben, und die jedenfalls befriedigender ausgefallen sind, als seine letzte Rede vermuthen ließ. Die zu gleicher Zeit dem Parlament vorgelegte Depesche über den Friedensvertrag von Adrianopcl beweist, daß Lord Aber­dcen schon im Jahre -1829 die Gefahren, welche dieser Vertrag für die Unabhängig­keit der Pforte in seinem Schoße barg, klar genug erkannt; die Ehre, Hauptnrhcbcr desselben zu sein, brauchte er kaum mit der Energie, die er am Neu im Oberhansc an den Tag legte, zurückzuweisen, denn es ist ja bekannt genug, daß dieser Ver­trag unter dem widcrwilligcn Sträuben Englands zu Stande gekommen, und daß er überhaupt nicht so zu Stande gekommen wäre, wenn sämmtliche große europäische Cabmete.sich nicht durch ihre früher gegen die Pforte befolgte Politik Nußland