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Die römische Republik und die französische Diplomatie.
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ging nach Civita Vecchia ab, wo (24. April) durch Hcrrn Espivent, Chef des Generalstabs, folgende Proklamation verbreitet wurde:Die französische Regie­rung, stets von einem sehr liberalen Geist beseelt, erklärt, daß sie den Willen der Majorität des römischen Volks respcctircn wird, daß sie mit freundschaftlichen Absichten diese Expedition nuternimmt, nm ihrcu legitimen Einfluß aufrecht zu halten. Sie ist vollkommen entschieden, dem Volk keine andere Regicrungsfvrm aufzudrängen, als die es selber gewählt haben wird."

In Folge dieser Erklärung wurde Civita Vecchia besetzt (25. April). Der Dienst wurde zur Hälfte den französischen, zur Hälfte den römischen Soldaten anvertraut, uud die französischen Fahnen flatterten neben der italienischen Tricolore. Der Befehl der römischen Cvstitnente, die Stadt um jeden Preis zn vertheidigen, kam zu spät, und sie mußte sich mit einem nachträglichen Protest begnügen. Der commaudircnde General Oudinot erließ darauf folgende, ihm vom Ministerin»! Mitgegebene Proclamation an die Römer.

Ein französisches Armeekorps ist auf euerm Gebiet gelandet. Sein Zweck ist weder, eiuen unterdrückenden Einfluß auözuübc», noch euch eine euerm Willen entgegengesetzte Regieruug aufzudringen. Vielmehr will es euch vor größeren Uebeln bewahren. Die politischen Ereignisse Europas macheu das Erscheinen einer frem­den Fahne in Rom nothwendig. Indem die französische Republik mit der ihrigen den andern zuvorkommt, gibt sie dadurch der römischen Nation ein cclatantcs Zeugniß vou ihrer Sympathie. Empfangt uus als Brüder! wir werden diese

Beueuuung rechtfertigen. Wir werden--enrc Persvucu und euer Eigenthum

respcctircn! wir werden---Alles baar bezahle»!! wir werden uns mit den be­stehenden Behörden (lmtm'ites) verständigen, damit unsere vorübergehende Besetzung euch nicht genirt, wir werden die militärische Ehre eurer Truppe» aufrecht halten, indem wir sie überall mit den n»srige» ge»iei»sa»i zur Aufrcchthaltnug der Ordnung Und Freiheit verwenden" (2?. April).

Als es nun aber ersichtlich war, daß Rom Widerstand leisten wolle, erklärte der General Civita Vecchia in Belageruugszustaud, ließ die Garnison entwaffnen, i5v Gewehrkisten, die uach Rom bestimmt waren, anfheben, und verbot dem Magistrat, sich mit politischen Dingen zu beschäftige». Der Präfcct Mauucci, der gegen eiu solches Verfahren Protest einlegte, wurde verhaftet, uud die Expe­dition setzte sich, obgleich der römische Minister Nuccoui im Hanptqnartier aus­drücklich die Versicherung gab, daß mau zu», Kampf entschlösse» sei, gegen Rom M Bewegung. Sie wurde (.10. April) zurückgeschlagen.

Eine solche Wendung der Diuge kam deu Parisern doch zu stark vor; Jules Favre fand sich zu einer seiner donnernden Interpellationen veranlaßt. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Drouyn de Lhuys, ver­sicherte, daß der Marsch gegen Rom uur unter der Bedingung beschlossen sei, daß Man keinem ernstlichen Widerstand begegnete, und daß mau vom Volk gernseil

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