322
Da haben Sie im kleinsten Rahmen das Bild der beiden unversöhnlichen Parteien. Und es ist doch so leicht, eine Vermittlung, für dieselben zu Stande zu bringen, sobald man nur die particnläreu Interessen des Ich's zur Seite setzen und das Wohl des großen Ganzen ins Auge fassen will. Ich will Ihnen kurz andeuten, in welcher Weise dies geschehen kann. Unsere Zeit verlangt es, daß unsere industrielle und mercantile Politik das Princip des Freihandels, des uneingeschränktesten internationalen Verkehrs an der Stirn trage. Es muß daher eine neue Gesetzgebung davon ausgehen, daß im Allgemeinen Schutzzölle, d. h. solche Zölle, welche durch hohen Tarif aufhören bloße Finanzquelle zu sein, sonderu die Concurrenz des Auslandes verhindern sollen, unstatthaft sind. Allein da es Thatsache ist, daß verschiedene Gewerbszweige in Deutschland noch eines mäßigen Schutzes bedürfen, so wird eine Ausnahme zu deren Gunsten, aber nur in beschränkter Weise und auf bestimmte Dauer, nothwendig. Es ist namentlich dabei das Eisengewerbe ins Ange zu fassen. Es kann der Staat, so wie er jetzt orgcmifirt ist, aber einen vollkommen freien Handel ans dem Grunde nicht gestatten, weil er nicht eher die Einnahme der Zölle entbehren kann, als bis er ein zweckmäßiges Aequivalcut für dieselben aufgefunden hat. Daher wird und muß er von nun an weder das System unbedingten Schutzes noch völligen Freihandels befolgen, sondern hübsch in der Mitte bleiben und das der Finanzzölle, welches gleich ist einer mäßigen Bestenerung der Production, als das einzig richtige und ersprießliche wählen. Ich glaube auch, daß die Mehrzahl der Frankfurter Cougresse sich in diesem Sinne aussprechen wird — aber es wird noch viel Worte und Tinte, noch gar manchen ergötzlichen Kampf kosten.
Parteistimme aus Botzen.
Erlauben Sie mir Ihnen die Ansichten mitzutheilen, welche man bei uns in Tirol über dessen künftige Stellung zu Deutschland und Oestreich hegt. Wir sind zwar nur eine Provinz, ja die Deutschtiroler, von denen ich spreche, kaum eine halbe, denn Vorarlberg und Wälschtirol sagen sich von ihnen entschieden los, doch eben dies Ländchen mit blos 400MW Bewohnern versinnlicht bei einem geringen Umfang noch mehr das Unheil der Zersplitterung, falls man darin dem Volk seinen vollen Willen läßt.
Ueber unsere unbedingte Vereinigung mit Deutschland, die durch die tztz, 2 und A des Entwurfs der deutschen Rcichsverfassung ausgesprochen ist, drückte der Viccpräsident des gegenwärtigen tiroler Landtags vr. Schuler, als Berichterstatter des Ausschusses für allgemeine Landesauzelegeuheiten dessen Mißbilligung dahin aus. daß hiedurch „die Frage über die Stellung der dcutschostrcichischen Provinzen zu Deutschland auf die