147
Wien berichtet habe. Gestern jedoch ist ihm der Befehl zugegangen, die Wahlen unverzüglich zu veranlassen. Dies habe er nun gethan; natürlich bleibe es Jedem unbenommen, sich von dem Wahlacte auszuschließen. Zugleich hatte er den erhaltenen Befehl der Regierung der neunten Sektion des Nationalcomites zur Meinungsäußerung übergeben. Die Erwartung der äußerst zahlreichen Versammlung, die nicht aus Bürgern und bewaffneten Studenten bestand, war auf's Höchste gespannt. Da erhob sich Graf Wurmbrand und las jenes Ministerialrescript sammt seinen Beilagen. Eine derselben enthielt eine Proklamation eines in Wien zusammengetretenen deutschen Cen- tralcomites, bestehend ans den niederöstrcichischen Landständen, dem Magistrate, den Mitgliedern des juristischen Lchrvereins, des Gewerbvcreins und der Wiener Kaufmannsvereine (hier erfolgte allgemeines Gelächter), in welcher es unter Anderem heißt, daß den Slaven ihre Nationalität garantirt werde. Die Proklamation forderte weiter aus in den Provinzen Zweigvereine zu bilden, die sich mit dem Centralcomitv zu Wien in Verbindung setzen sollten. Hier brach der Unwille in ein tobendes Geschrei aus, und nur mit Mühe gelang es dem allgemein geachteten Bürgermeister l)r. Stro- bach die Ruhe wieder herzustellen. Hierauf entwickelte Graf Wurmbrand in einer feurigen Rede das Gutachten der neunten Sektion. Es enthielt die Meinung, daß die Beschickung des deutschen Parlaments aufregend, unnütz, gefährlich für das Land (Böhmen), für Oestreich, ja für die Dynastie sei, (ungeheurer Jubel!) und daß eine Deputation gewählt werde, die Sr. Majestät eine Petition überreichen solle, die dahin geht, Se. Majestät von dem Gedanken abzubringen, Böhmen zn den Wahlen für das deutsche Parlament zwingen zu wollen. Die dafür angeführten Grüude wurden mit ungeheuerm Jubel ausgenommen. Die Debatte über die Petition war sehr kurz und befaßte sich nur mit Kleinigkeiten. Dr. Kr am er bemerkte, von einem Befehlen der Wahlen könne keine Rede sein, da wir nicht mehr in einem absolutistischen Staate leben. Dr. Strobach äußerte den Wnnsch, daß endlich die Petition zum Schlüsse gebracht werde. Bei der Abstimmnng, da die Nichtbeistimmendcn sich erheben sollten, erhob sich Niemand. Strobach nannte schließlich den heutigen Tag einen glücklichen für Böhmen und des JubilirenS war kein Ende. M-----und H---waren
nicht zugegen. Von Morgen an wird in Böhmen die schwarz nnd gelbe Fahne neben der roth und weißen flattern.
Nicht wahr, wir Deutschen sind ganze Leute! wenn wir hübsch ruhig bleiben, so erlaubt man uuS neben den östreichischen Farben auch die böhmischen zu tragen. — Was sageu Sie zu der Negierung?--Ich gehe jetzt damit nm, in Smichow die Republik zu proklamiren, die unabhängig von Oestreich, Deutschland und Rußland sein wird; hoffentlich wird 'mir die Regierung keine Hindernisse in den Weg legen. — Es lebe die deutsche Freiheit! ,A ^ Z.