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Diese Fremden-Razzias hängen außerdem aus das Genaueste mit den propagandistischen Versuchen gegen Belgien und Deutschland zusammen, welche von der Central- regierung in Paris auf das Anständigste desavouirt, von ihren Commissäreu und Agenten in der Provinz aber auf das Unanständigste begünstigt werden. Den englischen Ou- vriers gab man den Laufpaß s-lns plir-ise, denn man weiß, daß fie zur Revolutioni- rnng ihres Vaterlandes schlecht zu gebrauchen sind. Mit den übrigen wird diplomati- firt. Man möchte sie gern gebrauchen, wie Simson die Füchse, ihnen Fcuerbrände an die Schwänze binden und sie so in die Saaten der constitutionellm Philister treiben. Um sie auf die profitabelste Weise los zn werden und zwei Fliegen mit einer Klappe zu treffen, flüstert und schreit man ihnen zu: „8iier<-s l>—s, haben wir nicht genug für euch gethan mit unserer Revolution? Ihr seht, daß wir euch nicht ernähren können. Geht nach Hause und macht's wie wir. Wenn ihr brav seid, wird es euch nicht an unserem Beistand fehlsn. Waffen, auch einige Svus sollt ihr sogleich bekommen. Und ihr dürst euch ja nur zeigen, um euer Vaterland zn befreien. Also vn route und „verkündet auch bei euch die Ehre der französischen Republik" (Worte des National), dann werden wir noch einmal so cordial fraternisiren, mit Sklaven fraternisirt der Franzose nicht." — —
Die armen Teufel wollen sich dann nicht lumpen lassen und versprechen die glänzendsten Heldenthaten, nur nm mit guter Manier fortzukommen und aus dem Marsche nothdürstig verpflegt zu werden. Ich kann Sie versichern, daß die Anschläge auf Baden großentheils aus diesem Gemisch von Verzweiflung, Ncnommage und Gedankenlosigkeit entstanden sind. Die Arbeiter werden freilich auch von deutschen Tollköpfen bearbntet. Herwcgh mit seinem phantastischen Nepublikanismus und Herr Adalbcrt von Bornstedt mit seiner einschmeichelnden Beredsamkeit haben eine Schaar entschlossener Proselyten angeworben. Der Letztere, der mit mehreren Mitgliedern des Provisoriums intim zu sein scheint, rühmt sich öffentlich, von der Regierung Geld und Waffen erhalten zu haben. Er weiß seinen Rekrnten die Unternehmung als so leicht zu schildern und, als ehemaliger Offizier, sind ihm die tactischen und strategischen Kunstausdrücke so geläufig, daß er Glauben findet. Aber das Gros seiner Armee besteht rein aus mou- ton» enrgAvs, aus verzweifelten Peters in der Fremde, die fich innerlich eben so sehr vor dem Empfang in der Heimath wie vor dem Aufenthalt in Frankreich fürchten. Wenn diese Zeilen nach Leipzig kommen, so stehen die deutsch - französischen Republikaner vielleicht schon an der badischen Grenze, — ich höre, sie rechnen auf die schwarzwälder Bauern und den Seekreis — aber ich müßte mich sehr irren, wenn der Einsall nicht ein schlechter ist. Im unglücklichsten Falle wird daraus eine zweite Auslage des Sa- voyerzuges. Möge man mit den Verirrten und Verführten nur recht glimpflich verfahren und lieber mit großen Brotlaiben als mit Kanonenkugeln ihnen zu Leibe gehn, die Anführer werden sich schon von selbst aus dem Staube machen, sobald sie nicht augenblickliche Adhäsion finden. — Bedenklicher sind die srancobelgischen Wühlereien. Der tragikomische Ausgang, den die zwei ersten Expeditionen hatten, scheint mir nichts weniger als beruhigend, denn sie lassen doch große Mißstimmung zurück und geben zu gesährlichcn Necriminationen Veranlassung. Die hiesigen Republikaner haben es kein Hehl, daß eine belgische Republik zu ihren „loyalsten Wünschen" gehöre und daß König Leopold, als Schwiegersohn Louis Philipp's, ihr Vertrauen nicht besitze, aber Frankreich, sagen fie, werde sich nie einmischen!
Das Siecle lobte schon vor einem Monat die Klugheit, mit welcher das republikanische Comite zu Brüssel seine Schilderhebung ausgeschoben habe! Dieses Comite