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Boin preußischen Landtage.
Erste Woche.
Etwa eine Woche vor dem Beginn der ständischen Versammlungen traf allmälig die Mehrzahl der Deputaten ein. Die liberale Opposition, die sich vorher, wie es ihre Pflicht war, mit ihren Eommittcnten berathen hatte, suchte sich nun über einen Fcldzngsplan zu verständigen. Zwei vcrschiednc Ansichten über den Weg, den man einzuschlagen habe, machten sich geltend.
Die eine Partei, deren Kern im ostvreußischen Adel bestand, kam der Ansicht Simon's nahe: Wir sind, nach der bestimmt ausgesprochenen Erklärung des Königs, nach allen einzelnen Bestimmungen des Patents, weder der Form noch dein Wesen nach die Rcichsständc, welche dem Volk verheißen sind; wir tonnen also auch von ihren Functionen Nichts ausüben, ohne Hochverrath am Volke zn begehen; wir sind Stände, wenn wir die den Ständen zukommenden Rechte haben; wo nicht, nicht.
Diese Partei war entschlossen eine Adresse zu entwerfen, in welcher der König gebeten werden sollte, den Reichsständcn diejenigen Befugnisse in die Hände zu geben, die ihnen nach den Gesetzen zukämen; bevor diese Petition gesetzlich bewilligt wäre, wollte sie sich überhaupt auf Nichts einlassen, zu keiner Wahl, zn keiner Berathung schreiten. Die hervorragendsten Männer dieser Gesinnung sind ans Ostprcnsicn. Der Landtagsmarschall v. Brümicck selbst, v. Ancrswald, v. Bardclcben, Graf v. Dohna-Wessclshösen, Siegfried, Heinrich aus Köuigberg, der später hinzukam. Ich nenne diese Namen, weil sie in ihrer Prvvinz die bekanntesten sind, und vom besten Klänge.
Es lag in diesem Plane etwas bedenkliches. Wer sind jene Männer! Richt etwa leichtfertige, ungestüme Jünglinge, sondern begüterte, erfahrene Männer, voll von der aufrichtigsten Hingebung an das königliche Haus. Es mußte dies für sie ein schwerer Schritt sein, gegen den sich das Gemüth empörte. Wenn das Gewissen dem Gemüth widerspricht, so tritt ein sentimentaler Znstand ein, bei dem ein
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