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Mittheilungen aus Pesth.
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Mittheilungen aus Pesch

Liberale und Conservative. Die Geistlichkeit. Der Schutzverein. Han­del mit den Donaufürstenthümcrn. Die Prügelgewalt des Stuhlrichters. Theater. Literatur. Drei Zeitungen in einer Hand. Jllustrirte Reiter.

Die Beamtenwahl ist ruhiger ausgefallen, als man Anfangs zu vermuthen Ursache hatte, was freilich blos durch den freiwilligen Rücktritt des einen Kandidaten erreicht werden konnte, denn ohne diesen ancrkenncnswerthen Schritt würde es ohne Zweifel unter den beiden feindlichen Parteien zu sehr ernsthaften Reibungen gekommen sein, die dann die Einmischung der bewaffneten Macht nothwendig gemacht hätten. Es kann überhaupt nichts Unsinnigeres geben, als dies rücksichtslose Treiben der politischen Parteien, die sich zuletzt im­mer, wie zwei streitende Völker, auf das Recht des Stärkern als Gottesurtheil zu berufen pflegen, ohne zu bedenken, welch' gefährliche Waffen sie durch diese ochlokratischen Unordnungen den Gegnern ihrer Verfassungöfreiheiten in die Hand geben. Denn solche blutige Vor­fälle nöthigen die Regierungsgewalt zu militärischer Einsprache, und sie genießt dabei den Vortheil, daß sowohl der gesetzliche Buchstabe, als auch die öffentliche Meinung ihrem Verfahren beipflichten müs­sen. Dadurch gewöhnt sich aber die Nation und vorzüglich die große Klasse der Gemäßigten allmälig daran, die Bayonnette als constitu- tionelles Attribut, als nothwendiges Netlungsmittel vor drohenderen Gefahren zu betrachten, und die vollziehende Gewalt findet mit der Zeit gleichfalls Geschmack an der bündigen Logik, die sich durch Kol­benstöße und Flintenschüsse verkündet. Beide Theile verfallen auf solche Art ganz unbemerkt in Gewohnheiten, deren Endresultat wohl kein anderes, als der Untergang allcr verfassungsmäßigen Rechte sein muß, deren Kern und Wurzel eben die unbeschränkteste Wahlfrciheit ist.