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Tagebuch.
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Münchner Conver?ationsblatt" das großentheils Uebersctzun- gen und in seinem Feuilleton Theaterkritiken bringt, in denen regel­mäßig für Fräulein Denker eine Lanze gebrochen wird. Der Landbote hat seit neuester Zeit besonders durch die Artikel des geistreichen Bruckbrau gewonnen; es ist das einzige Blatt, das nicht immer­wahrend den Leistungen des Theaterpersonals Weihrauch streut, sondern zur rechten Zeit auch wohl ein Wort des Tadels hören läßt. Das Tageblatt" entspricht als solches seinem Endzwecke vollkommen, es berichtet seinen Lesern mit genauer Sachkcnntniß und strenger Wahrheitsliebe, daß dieses Haus in jener Straße angestrichen und jenes Haus in dieser Straße mit einer neuen Firma versehen worden ist; es ermahnt hie und da einen Hausbesitzer in rührenden väterlichen Worten, den Schutt vor seinem Hause wegzuführen, wobei es selten seinen Zweck verfehlt. Es verdient übrigens Anerkennung, daß es in diesem seinem Wirkungskreise der ausgedehntesten Preßfreiheit genießt. DasMorgenblatt" ist nach Form und Inhalt dem Tageblatte fast ganz gleich, unterscheidet sich aber vorzüglich dadurch von demsel­ben, daß es, durch die Ungunst eines tückischen Geschickes fast gar keine Abonnenten hat, während das erstere deren in Menge zählt, was schon deshalb schwer zu begreifen, weil es wöchentlich nur einigemal zu erscheinen braucht, während das Tagblatt täglich erscheint. Seit kurzcrZeit erscheinen hier auch noch diefliegenden Blätter," nne Bilder­zeitung, die oft äußerst witzige Karrikaturen bringt. Die beiden, eben­falls hier erscheinenden Zeitschriftendas Ausland" und besonders diehistorisch-politischen Blätter" sind zu bekannt, als daß sie hier mehr als einer bloßen Erwähnung bedürften. Weniger sind es diegelehrten Anzeigen," das Organ der Akademie der Wissenschaften. Sclbstständige Arbeiten zählen in diesen Blättern zu den außerordentlichsten Seltenheiten, es herrscht in ihnen noch der gute alte Brauch, über eine Kritik wieder eine Kritik zu schreiben, ein Brauch, den der gesundete und erstarkte Sinn unserer Zeit, Dank dem Him­mel, schon lange in die literarische Rumpelkammer verwiesen hat. Dies das skizzirte Bild der Münchner Journalistik. Der Krebsschaden, der, an unserer papierenen Ocsfcntlichkeit nagt, ist nicht.zu läugnen, und doch wollen wir die Hoffnung nicht ganz aufgeben, daß auch un­sere Tagcslireratur bald eine würdigere Stellung einnehmen wird; denn schon ist ein kleiner Theil derselben von einem unverkennbar guten Streben erfüllt. A. . .

IV-

Die Schattenseite» der Düsseldorfer Kuustwclt.

Zwei hiesige Künstler, der Maler Camphausen und Ritter wer­den demnächst mit einem gemeinschaftlichen Werke hervortreten, das,