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Tagebuch.
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Form den Marienliedern von Guido Görres, dem Sohne derMystik" undDeutschlands und der Revolution" würdig zur Seite stehen. Ein Dioskurenpaar erblicken wir am umwölkten Horizonte unserer Journalistik, das in der Zeitungswelt seines Gleichen gewiß nicht mehr hat dieLandbötin" und denEilboten." Welcher Richtung, welcher Gattung sie eigentlich angehören, ob der kritischen oder politischen, ob der publizistischen oder belletristischen dieses Räthsel hat bis jetzt seinen Oedipus noch nicht gefunden. Unsre hiesigen Blatter, man muß es gestehen, haben keinen beneidenswerthcn Stand. Es wird hier in der Metropolis die Censur auf eine Weise gehandhabt, wie sonst nirgends im ganzen Königreiche; durste doch während der Ständcversammlung keines unsrer Blätter, mit Ausnahme der politischen Zeitung, die Landtagsverhcmdlungcn bringen, bevor sie nicht die Augsburger Allgemeine gebracht hatte, welche sie dann auch als Quelle angeben mußten. Seitdem Regierungsrath Darcnberger, als Dichter unter dem Namen E. Fernau bekannt, die Censur hand­habt, soll sich dieselbe jedoch einiger Milderung erfreuen. Sei dem, wie ihm wolle, es gibt eine negative Liberalitat, von der unsre Blät­ter aber wenig wissen. Die beiden genannten Blatter gefallen sich in einer solchen detailtirtcn Ausmalung aller, auch der geringfügigsten Hofereignisse, daß jeder auch noch so loyal Gesinnte unangenehm davon berührt wird.

Es kann den Kön'gen selber nicht gefallen, Dies heuchlerisch demüthige Geschlecht."

Diese Blatter haben ferner eine RubrikAllerlei", in der Politik und Kunst, Tagcsgeklätsche und Feuersbrünste, Wettcrprophezeihungen und Theaterrecensionen wie Kraut und Rüben untereinander gemischt sind. Die Landbötin besonders zeichnet sich durch ihren ungeheuern Reich­thum und ihre große Auswahl an Unglücksfällen aus. Da bricht im ganzen Königreiche Niemand den Arm, da brennt zehn Meilen in der Runde kein Kamin, wovon sie nicht die erste Nachricht erhalt und sie brühwarm ihren zahlreichen Lesern auftischt. Ja, ja ihren zahlreichen Lesern! Die Landbötin hat einige Tausend Abnehmer und wird besonders auf dem Lande stark gelesen. Die Hälfte ihrer Spal­ten nämlich füllen Annoncen, Ankündigungen von Auctionen u. f. w., wodurch sie besonders dem Geschäftsmanne unentbehrlich ist. Daß dieses Blatt zur Aufklärung viel beitragt, läßt sich nicht in Abrede stellen, da es sich vermöge seiner löschpapierncn Natur zum Reinigen der Fenster als vorzüglich geeignet bewährt. Der Eilbote bringt auch Novellen und Erzählungen^ aus andern Blattern und mit Verschwei­gung der Quelle, das versteht sich- Ein besseres Streben läßt sich imVolksfreundc" und imLandboten" nicht verkennen; doch überschreitet der erstere nur selten das Gebiet der Localneuigkeiten. Er gibt wöchentlich zweimal ein belletristisches Beiblattdas

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