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schaft die objective Dialektik der Geschichte sich bedingen zu lassen. Uhland ist eine zu sittliche, einfach gediegene Natur dazu. Die Leidenschaft will erlebt, erfahren, überwunden sein, ehe sie sich künstlerisch reproduciren läßt. Aber Uhland hat keine innere Entwickelung durchgemacht, wie Göthe und Schiller. Diese Entwickelungslostgkeit, dieses stille und ruhige, einfach große sittliche Dasein ist es denn auch, was seine Dramen so rührend schön, aber auch so unvollkommen und so kinderlos gemacht hat.
Wienbarg hatte sich die Charakteristik Uhland's zu leicht gemacht, indem er nach seinem Belieben Herzog Ernst zur Seite ließ und nur das Schauspiel „Ludwig der Baier" besprach. Wenn in beiden die gleichen Fehler und die gleichen Vorzüge sich finden, so muß uns das nur um so mehr von der dramatischen Unzulänglichkeit des Dichters überzeugen.
Was Göthe meinte, wenn er sagt, aus dem Uhlandischen Dichterkreise könne nichts Menschengeschick Bezwingendes hervorgehen, wird erst aus der Verglcichung der beiden Dramen klar. Wienbarg hat mit Recht in schönem Zorn jenes Wort von dem sittlich-religiöspoetischen Bettlermantel, bei dem man es für poetische Intention annehmen solle, wenn der Ellenbogen heraussehe — eine unwürdige, großfürstliche Schnvdigkeit von Göthe genannt, „denn es war sein eigenes, mit seinem treuen Herzblute purpurgefärbtes Kleid, mit welchem angethan er über die Zugbrücken leuchtender KönigSbmgen grauer Vorzeit wankte, die Geistermahle von hohen Rittern und schönen Frauen verherrlichte und zum Lohn für seine Musik nur ein wenig Brod und einen Becher Wein des ewigen poetischen Lebens forderte, damit er nicht verhungere und verdurste in der aberwitzigen, gefühlsknickerigen, dürrfingerigen, treu- und blutlosen Zeit in der er leiblich auf Erden ging."
Allein mag auch immerhin die Fülle des gediegenen ethischen Schatzes der Grund der „religiös-poetischen" Armuth sein, (nur daß man es keine Bettlerarmuth nenne I),— eine Armuth ist es im Vergleich mit einer Dichterkraft, welche alle, auch die geheimsten und schrecklichsten Mächte deS Innern beschwört und darlegt, um sie im Zauberkreise der Dichtung zu poetischer und sittlicher Erübrigung zu läutern. Einer hat einen köstlichen Edelstein, einen Klumpen gediegenen Goldes, der nur durch einzelne Lichtblitze seinem