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det, welcher der Stolz des Jahrhunderts wurde und als Maßstab gelten wird, wenn die Werke der künstigen Zeiten werden gemessen werden. Wie Janus schaut er gleich klar in zwei Welten, in die antike und christliche, beide, antike Ruhe und Kraft, christliche Sehnsucht und Milde, feiern in seinen Werken die geheimnißreiche Hochzeit, und noch späte Tage werden von den Riesenkindern sagen und singen, die aus dieser Ehe entsprossen sind.
Nicht leicht kann es ungeschehen bleiben, daß man in Italien in den Streit verwickelt wird, wer größer, Canova oder Thorwaldsen? Er ist dort eben so stationär geworden wie in Deutschland der Vergleich zwischen Schiller und Goethe; während aber hier die Nationalität sich beider Heroen erfreuen darf, tritt sie dort in gewaltigen Widerspruch. Der Italiener ist eifersüchtig auf den Ruhm seines Baterlandes und den seiner Künstler, und so geschieht es, daß er nur nach langem Streite innerlich knirschend zugibt: Thorwaldsen ist der größte Meister der Neueren im Basrelif, für Canova behalt er die größere Meisterschaft in freistehenden Gruppen vor- Wohl hat der Letztere mehr als seine Vorgänger, z. B. Bernini, die Antike verstanden, reiner und edler nachgeahmt; frei geworden ist er nie, am meisten genähert hat sich ihr aber Thorwaldsen, und da, wo er christliche Gegenstände darstellt, und so den Vergleich mit den übrig gebliebenen Gestalten des Alterthums ausschließt, steht er als außerordentlicher Schöpser eben so hoch durch Kraft, Einfachheit und Schönheit der Form da, wie die besseren Meister der Griechen. „Christus und die Apostel" in Kopenhagen aufgestellt, in Thorwaldsens Atelier zu Rom im Gipsabgüsse, werden ihn in Jahrtausenden eben so nennen machen, wie den Phidias sein „Zeus;" er wird den Kunstgipfel unseres Jahrhunderts darstellen. Wie durch den Namen, mahnt Thorwalbsen auch durch Gestalt und Vaterland, und Kraft der Kunst an den ham- mcrschwingenden Thor der nordischen Göttcrwclt, er erscheint gewaltig in Erscheinung und Kunst; Canova weicher, lieblich und selbst in seinen Heroengestalten, z. B. seinem Theseus in Wien, nicht stämmig und kräftig genug. Canova- Thorwaldsen-Rossini- Mozart.
Die königliche Bibliothek in Paris.
Die große königliche Bibliothek in Paris, dieses Institut, das mehr als Ächt mal hundert Tausend Bänden zu Katakomben dient, in denen die Werke so vieler durch Geist, Gefühl und Sprachgewandtheit ausgezeichneter Schriftsteller, aber auch keiner geringen Anzahl von Dummköpfe», ihren Todeöschlum-