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nöthigt sah, ihn zum Rücktritt zu bewegen. Zum Ersatz ward ihm dafür die Stelle als Gencral-Jnspector des Gesanges in Frankreich und als Intendant der Musik des Königs, eine reine Sinccurc, die ihn zu Nichts weiter verpflichtete, als jährlich 20,000 Frcö. cinzucassircn. Durch die Julircvolution verlor er diese Stellung; seinem Contracte zufolge machte er Anspruch aus eine Pension und gewann den Proceß, den er deshalb mit der Commission führen mußte, welche die Schulden der Civilliste zu liquidircn hatte. Während der Dauer dieses Processes hatte er sich in eine Dachkammer oberhalb des Bodens der Italienischen Oper zurückgezogen und behauptete, er sei ruinirt und müsse sich auf's Sparen legen, obgleich es weltbekannt war, daß er ein reicher Mann sei. Dort warteten oft die vornehmsten Personen, die sich eine schmutzige lciterähnliche Treppe zu ihm hcraufgctappt hatte», im Vorzimmer, bis es ihm gefällig war, sie vorzulassen. Nachdem er 1829 in einem Alter von 37 Iahren „Wilhelm Tell" geschrieben, warf er die Feder weg, mit dem Vorsatze, sie nie wieder zu ergreifen; er hielt seine Lausbahn für geschlossen. Seitdem lebt er in Italien, ohne eigentliche Beschäftigung, abwechselnd in Mailand und Bologna, in welcher letzteren Stadt er, (wie letzthin unser Brief aus Mailand berichtete,) sich mit der Leitung des Eonservatoriunis beschäftigt. Er ist dabei jedoch mißvergnügt mit der Welt und unzufrieden mit sich selbst und von Langeweile stets geplagt. Seinem Entschlüsse, Nichts mehr zu schreiben, oder eigentlich nur Nichts mehr zu veröffentlichen, ist er bekanntlich in neuester Zeit durch sein vielbesprochenes Stabat Mater untreu geworden. Die Anzahl seiner Oper» belauft sich übrigens auf acht und vierzig^
Saphir und G u tz k o w.
Saphir reißt den Richard Savage, der bekanntlich am Hoftheatcr zur Aufführung kam, in Stücke. Wir hätten gewünscht, daß er seinem Groll gegen Gutzkow bei einer andern Gelegenheit Lust gemacht hätte. Kein Mensch wird seinem Geiste es absprechen, daß wenn er dreinschlagcn will, er auf die Gelegenheit nicht zu warten braucht. Die Zulassung! solcher Stücke wie Richard Savage, überhaupt die Zulassung so verpönter Namen, wie die Mitglieder des sogenannten jungen Deutschlands, an dem Hoftheatcr, ist ein politisches Ereigniß und darauf hätte Saphir Rücksicht nehmen sollen. Jede Censurcr- leichterung in Oesterreich ist eine Sache der Gesammtliteratur. Warum soll man die Direktion, die Ecnsurbchörde in dem Augenblick, wo sie den ersten Schritt zu einem freien Zugeständnis) macht, durch ciucn so schweren kritischen