Ein
Besuch
in
einer Irrenanstalt
Von all den zahlreichen Uebeln, welche die arme Menschheit quälen, ist unstreitig die Tollheit die grausamste. Der Blinde, der Taube, der Stumme haben sicherlich auch gerechte Ansprüche an unser Mitleid; aber immer erkennt man in ihnen noch das Meisterwerk der Schöpfung wieder. Zudem scheint der allgütigc Schöpfer diejenigen seiner Kinder, denen er einen Sinn geraubt, eine Entschädigung durch die größere Feinheit und höhere Potenzirung der ihnen verbliebenen dargeboten zu haben. Aber der Irre, der Blödsinnige, waS soll diese Unglücklichen für den Verlust ihres Verstandes, für, ihre Thier- werdung entschädigen?
Dergleichen traurige Gedanken bildeten letzthin den Stoff eines Gesprächs zwischen Meyerbeer, Liszt, Geraldy, einem der berühmtesten Concertsänger und Gesanglehrer, der abwechselnd in Paris und Brüssel lebt) und dem Schreiber dieser Zeilen auf dem Wege nach der Salpetriere (einer pariser Anstalt für weibliche Irre) die wir gemeinschaftlich besuchen wollten, besonders in der Absicht, uns über den Einfluß der Musik auf die Behandlung der Irren zu belehren.
Was wir Alle bei diesem Besuche empfunden, das hier zu beschreiben halte ich für eine heilige Pflicht, um dadurch einer Methode möglichst größte Verbreitung zu verschaffen, die ganz auf liebevoller Sanftmuth beruhend, den glücklichen Erfolg gehabt hat, daß Wesen, in denen nur noch das rein thierische Lebensprinzip zu