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Die Maas und ihre Anwohner.
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folgt wird.) Mit 3 Fuß langen, 2 kantigen, zolldicken eisernen Stäben wird imn, aus einer Entfernung von Aj-25 Schritten, nach dem an dem Pfahle herabhängenden Thiere geworfen und derjenige, wel­cher so glücklich ist, durch einen geschickten Wurf den Hals des Vogels zu durchschneiden und letztern dadurch herabfallen zu machen, darf ihn als Braten mit nach Hause nehmen.

Einen großartigern Charakter als die nur die nächste Umge­gend berührenden gewöhnlichen Kirmessen nehmen die Feste einiger berühmten Heiligen und vorzüglich das des St. HubertuS in dem gleichnamigen Städtchen ein, welches letztere, wenn es auch tief in den Ardennen liegt, doch noch zu dem Flußgebiete der Maas gehört und somit zum Wallonischen gerechnet werden kann. Lange' Wall- fahrtözüge, großenthcils zu Pferde, das in Holz geschnitzte lebens­große Brustbild des heiligen Hubertus mit großem Jagdhorn« an der Spitze, ziehen von Dinant, Namur, Huy und Lüttich her ein; der öde Flecken wird zur lebendig bewegten Stadt; Buden aller Art sind aufgeschlagen; ein großer Handel, vorzüglich niit Riemchen, welche das Horn des Heiligen berührt haben und gegen den Biß toller Hunde schützen, etablirt sich, Gaukler zeigen ihre Künste, Zahnärzte preisen in in­teressant komischer Beredsamkeit ihre Künste und Pulver an, Bettler und Reliquicnhändler (Letztere gewöhnlich in theatralischer Pilgcrkleidung) machen herrliche Geschäfte, Pferde werden ausgetauscht und verhandelt, hier würfelt man um eine Tabakspfeife, dort reitet man auf dem Ka» roussel, Alles natürlich, nachdem man in der Kirche die vorgeschrie­benen Andachtöübungen abgemacht hat, kurz das Heilige vermischt sich so mit dem weltlichen, daß eS am Ende schwer wird, Beides gehörig von einander zu sondern. Nachdem aber die verschiedenen Geschäfte besorgt und abgemacht sind, setzen sich die einzelnen Züge wieder in Bewegung, und meistens bringt man von solch' einer Wallfahrt eine so angenehme Erinnerung mit nach Hause, daß man sich im folgenden Jahre gern dazu versteht, auf diese Weise aber- malö Ablaß seiner Sünden zu holen.

Freilich hat der Katholicismus dadurch, daß er seinen Einfluß "uf die Gemüther in politischer Hinsicht geltend machte, die liberale Partei dagegen wider diesen politischen Einfluß ankämpfte, viel von seiner Macht verloren; wie Viele, die sonst wenigstens äußerlich gute