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niederländisch wird, ist derselbe der Wallonische. Dieser erstreckt sich dann auch im engsten Sinne des Wortes durch das ganze Flußgebiet, (mit Ausnahme deS südlichen Theiles der Sambre) und auf diese Weise erhalten wir, ohne Rücksicht auf politische Einthei- lung, die deutlichste Abgrenzung dieses Sprach- und Völkerstammes. Sobald der eben beschriebene Theil des Flußgebietes nach Norden und Nordwcsten zu durchlaufen ist, gelangt man nach Brabant und Flandern, nach Süden und Südwesten trifft man französische, nach Osten und Südosten deutsche Sprache.
Wale, Wallon, die Benennung deS Bewohners dieses Landstriches, der nach heutiger Eintheilung die Provinzen Lüttich und Namur umfaßt, kommt unstreitig von dem alten valliis her und diese Bezeichnung als Gallier müßte diesem Volksstamme nothwendig verbleiben, da sie nie eigentlich einen integrircnden Theil deS Frankenreiches ausmachten, sich stets abgeschlossen hielten und auch in der That von eigenen Fürsten regiert wurden. Daher liebten sie es wohl selbst, sich Gallier zu nennen, und auf diese Weise konnte sich dieser beständig gebrauchte Name leicht in das oben genannte Wort abschleifen. Die Franken, stolz darauf, den Unterworfenen ihren Namen einzupflanzen, ließen den Ausdruck Wallon erst nach und nach um sich greifen, während die Flamänder in ihrem Nationalhaß Franzosen und Wallonen mit dem alten Namen Gallier oder Walen nannten.
Das Abschließen der Wallonen gegen Außen brachte auf diesen Volksstamm nun zunächst die Wirkung hervor, daß seine Sprache sich ganz eigenthümlich gestaltete. Nicht ein verdorbenes, schlecht ausgesprochenes Französisch, wie dies bei den übrigen Dialekten stattfindet, sondern eine aus denselben Grundlagen, wie die französische, italienische, spanische Sprache sich gebildet habende, sonst aber ganz unabhängige Tochtersprache ist das sogenannte wallonische PätoiS und verhält sich also zu den ebengenannten Sprachen ungefähr wie das Flämische zu dem Hochdeutschen, Dänischen und Schwedischen. Ist es nicht interessant, die Bemerkung zu machen, daß Belgien auf diese Weise zwei sich unabhängig von ihren Schwestern entwickelnde Sprachstämme enthält und die Sprache denselben Weg geht, wie die Nation, die nur gezwungen das fremde Joch ertrug und niemals unbeschränkte Unterjochung duldete! Die Beherrschung der Sprache