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Der Kampf um den Weltmarkt : 1. Volks- und Weltwirtschaft
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Der Aamxf um den Weltmarkt

des internationalen Markts zum nationalen Markt nehmen. So ist in England, dem ersten Lande, das in die Weltwirtschaft verflochten wurde, die Merkantil­politik, die von nationalen Voraussetzungen ausging, überwunden worden und die Freihandelstheorie entstanden. Und je nachdem die andern euro­päischen Nationen mehr oder weniger in die Weltwirtschaft hineingezogen wurden, neigen sie jetzt dem Freihandel oder seinein wirtschaftlichen Gegen­bilde, dem Schutzzoll, zu. Denn cmch dieser ist in seiner wirtschaftlichen Struktur nur verständlich, wenn man von dem Güterverkehr auf dem Welt­markt ausgeht. Der Schutzzoll, wie er in Deutschland und in den Vereinigten Staaten zumeist begründet wird, soll nicht in der Abwehr fremder Gütermasseu schlechthin bestehn, sondern er soll nur dem industriell rückständigen Volke die Möglichkeit gewähren, den industriellen Vorsprung seines übermächtigen Gegners ciuznholen. Jetzt bewegt sich die ganze innere Wirtschaftspolitik der in den Weltmarkt eingeschlossenen Völker um die beiden Pole des Freihandels und des Schutzzolls. Damit können wir unsre Betrachtung schließen. Nicht die iunere Wirtschaftspolitik ist bei den modernen wirtschaftlichen Großmächten das Treibende und das Maßgebende, es ist die äußere Handelspolitik. Sie übt einen immer mächtiger werdenden Einfluß auf uuser Denken und auf unser wirtschaftliches Handel« aus, und wie in unsern Handelsverträgen nicht die eigne Kraft die Entscheiduug allein bringt er entsteht aus Druck und Gegendruck Uttd ist das Ergebnis eines internationalen Kampfes der beteiligten Staaten, so wird auch die nationale Wirtschaftspolitik durch den Druck, der von cmßeu durch die Haudclspolitik ausgeübt wird, in ihrem Gange wesentlich beein­flußt. Wir werden es nun auch verstehn, daß, will man der Wirtschafts­geschichte Europas im letzte» Jahrhundert uachgehn, man nicht wie in frühern Zeiten die nationale Wirtschaft zum Ausgangspunkt der Betrachtung nehmen kaun. Die Geschichte der äußern Handelspolitik erweitert sich jetzt zu der der umern Wirtschaftspolitik.

Auch die Grundlage alles Volkslebens: die Vermehrung und die Ver­teilung der Bevölkerung innerhalb des Staatsgebiets wird vom Weltmarkt aus entscheidend beeinflußt.

In den dem Weltmarkt angeschlossenen Staaten können wir übereinstimmend folgende Grundzüge ihrer Entwicklung nachweisen: die Bevölkerung wächst rasch an, so rasch, wie wir es in frühern Jahrhunderteu nie beobachten konnte»; damit verschiebt sich der Nahrungsspielraum innerhalb der einzelnen Prodnktions- gruppen. Die Zunahme der Bevölkerung verteilt sich ferner nicht gleichmäßig über die verschiednen Berufe; Gewerbe und Handel nehmen eine immer steigende Zahl voir Erwerbtütigen auf, die Landwirtschaft zeigt dagegen einen Stillstand, der sogar manchmal in einen Rückgang übergeht.

Die wirtschaftliche» Folgen dieses Zustandes sind von weittragender Natur; im einzelnen läßt sich jedoch nicht feststellen, welcher Anteil daran auf die zunehmende Vevölkernngsdichtigkeit oder auf die Verflechtung der einheimische» Produktion und Konsumtion mit dem Weltmarkt kommt. Am nächsten liegt es wohl, zu sagen, daß eines die Ursache des andern ist, daß beide sich gegen­seitig beeinflussen.