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Bilder von der Röder und der Pulsnitz : 3. Zabeltitz (Die Grafen Wackerbarth; Maria Antonia Walpurgis; Prinz Xaver) : (Schluß)
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Bilder von der Röder und der Pulsnitz

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rstw verlor er in Fermo nach siebenuiidzwanzigjährigcr glücklicher Ehe am 23. November 1792 durch den Tod. In Italien haben sich in den folgenden Jahren seine vier jüngern Töchter verheiratet, nachdem die älteste, Elisabeth, im Jahre 1787 noch in Frankreich dem Marquis von Eselignne ihre Hand gereicht hatte. Maria Anna heiratete 1793 in Rom den Fürsten Altieri, Beatriee 1794 einen Riario Sforza, Kunigunde 1795 den Marquis Giovanm Patrizi und Christina 1796 den Fürsten Camillo den Achten Massimv. Unter­dessen waren 1793 die französischen Besitzungen Xavers von der Sanseulottcn- herrschnft konfisziert worden, und so kehrte er denn 1796, an einem guten Ausgang der französischen Wirren verzweifelnd, wie ein Schiffbrüchiger nach Sachsen' zurück. Wie fremd mußte ihm die Heimat geworden sem, die er fast dreißig Jahre lang kaum gesehen hatte. Er hatte ein Land verlassen mrt halb französischein'Zuschnitt des Lebens, das Raisonnement der Aufklärung galt als die höchste Leistung der Kultur, noch gab es keine anerkannte selb­ständige deutsche Literatur, die bildenden Künste lagen in den zierlichen Fesseln des Rokoko er traf es wieder in der Zeit des Weltbürgertums und der Empfindsamkeit; in der Malerei, Skulptur und Baukunst war der Klassizismus die herrschende Geschmacksrichtung, und das große Weimarische Doppclgcstirn der deutscheil Dichtung stand im Zenith. Aber alles das hat den heimgekehrten Prinzen ebensowenig 'berührt wie den Hof von Rheinsberg. Xaver nahm seinen Aufenthalt auf seinem Gut Zabeltitz, das ihm während semer langen Ab­wesenheit seine Schwester Elisabeth (gest. 1818) verwaltet hatte, und übertrug seine frauzösischen Anschauungen nnd Lebensgewohnheiten so gut es ging in die kleinern Verhältnisse.

Von Jahr zu Jahr wurde es einsamer um ihn. Sein Sohn, der Chevalier de Saxe, fiel 1802 in einem Duell in Teplitz gegen den russischen Fürsten Scherbatow. Seine verheirateten Töchter waren meist fern, doch scheint die Weste, die Marquise von Eselignae, uud auch Beatriee Sforza, dercu Gemahl ^797 in Dresden gestorben war, sein Exil geteilt zu haben. Auch eine Enkelin Xavers, Marie Charlotte Marquise d'Eseliguac war mit iu Zabeltitz; sie heiratete später (1813) den Kammcrherrn von Weißenbach auf Frauenhaiu, der 1817 auch Zabeltitz kaufte. Endlich hat auch die Prinzessin Elisabeth, Xavers Schwester, ihn öfter auf seinem Landsitz besucht; ihr Lieblingsplntz im Park scheint die Insel mit dem chinesischen Tempel gewesen zu seiu, die ihren Namen trägt. Die hnndertjährigen Weimutskiefern, die sie beschatten, stammen Wohl aus dieser ^eit: sie gehören samt der Tranerweide zu den Bäumen, die ün Zeitalter der^Einpfindsamkeit in die Mode kamen. Wenn die beiden Ge­schwister auf der stillen Insel von der Vergangenheit plauderten, so stiegen Wohl die glänzenden Bilder der verschwundnen Pracht von Versailles nnd Marly iii Xavers Seele herauf, oder er sah sich wieder au der Spitze tapfrer Bataillone im Pnlverdmnpf der Schlachten des Siebenjährigen Kriegs. Manch­mal verschönte wohl auch eine Fasanenjagd im nahen Gehölz oder ein länd­liches Fest im Schüferstil mit einigen gleichgestimmten Seelen des benachbarten Adels die still dahinfließenden Tage des alten Herrn. Sein Verhältnis zum Kurfürsten konnte nach Lage der Dinge nicht intim sein. Trotzdem hören wir nichts davon, daß der ehemalige Administrator irgendwie als Frondeur gegen den Dresdner >5of aufgetreten sei, wie es sich Prinz Heinrich von Preußen sowcchl seinem königlichen Bruder als auch seinem königlichen Neffen Friedrich Wilhelm dem Zweiten gegenüber erlaubte.

Im Jahre 1791 hatte Prinz Heinrich in Rheinsberg ans einem Hügel jenseits des Sees unter großer Teilnahme alter Militärs und des Volks einen Obelisken enthüllt, der die Erinnerung an die große Zeit des Siebenjährigen Krieges lebendig erhalten sollte; dieser Obelisk war vor allem dem Andenken seines unglücklichen Bruders August Wilhelm gewidmet, der infolge eines tief-